Essen im Gesicht und unter den Achseln

Vegane Kosmetik oder wie ich zu den Kräutern fand

Als kleines Mädchen rührte ich Gänseblümchensuppe und panierte Löwenzahlblätter. Meiner Oma pflückte ich sehr gerne Wiesenblumensträuße und meine Lehrerin legt viel Wert darauf, dass ich einheimischen Pflanzen mit dem Namen kannte.

Ich wurde erwachsen und die Wiese wurde zur grünen Fläche. Da stieg ich einfach gedankenlos drüber.

Seit meinem 40 Geburtstag ist das nicht mehr so. Meine liebe Schwägerin Christine Kummer* ist Kräuterpädagogin. Sie schenkte mir die Zeit, um mit mir gemeinsam ein selbstgemachtes Deo und eine Lippenpflege herzustellen. In dieser einen Stunde, hat sie mir eine neue Welt eröffnet, die ich mit Büchern und mit einem sehr erholsamen Kräuter- und Yogawochenende auf der Alm weiter ausbaute.

Der Zeitpunkt über Kräuter zu schreiben mag im Herbst nicht unbedingt der richtige sein. Für mich passt er aber gut, denn einerseits habe ich meine erste Kräutersammelsaison hinter mir und zweitens kannst du dich über den Winter vorbereiten, damit du im Frühling starten kannst. (Wobei es auch nicht so ist, dass sich im Winter draußen nichts finden lässt.)

Außerdem ist der Zeitpunkt für mich noch wichtig, weil ich gerade eine Durststrecke** auf meinem Zero Waste-Weg habe und die Kosmetik ein Zweig ist, der recht gut, recht leicht funktioniert und wunderbar riecht.

Zum Start brauchte ich, wie bereits gesagt, echte menschlich Hilfe, um eine gewisse Hemmschwelle zu überwinden. Im Nachhinein wundere ich mich, dass es diese Hemmschwelle überhaupt gab. Melde dich also zu einer Kräuterwanderung an, suche dir jemanden mit Erfahrung, lass dich anstecken, dann ist der Start geschafft und du kannst mit Büchern weiterarbeiten.

Mit welchen Büchern?

Zuerst geht es um einfach Rezepte, die dir schnellen Erfolg ermöglichen, ohne Vorwissen zu haben.

„Vegane Kosmetik – einfach, handmade, aus der Natur“ von Gabriela Nedoma und Siegrid Hirsch

Das dünne Büchlein bietet schöne, einfache und durchwegs vegane Rezepte für die Körperpflege: Reinigung und Pflege von den Haaren über die Zähne bis zu den Zehen. Die Rezepte sind einfach, es gibt auch grundlegende Anweisungen zum möglichst hygienischem Arbeiten und es ist graphisch sehr schön gestaltet. Mein Lieblingskapitel behandelt No-Emus. No-Emu steht für NO- EMUlgatoren, das sind Öl-Wassergemische, wobei sich die beiden Komponenten durch Schütteln verbinden und auf die Haut aufsprühen lassen. Das ist so angenehm und ersetzt Hautcremen und Bodylotions.

In diesem Buch fand ich auch mein Lieblings-Deorezept: es ist in drei Minuten gemacht und wirkt extrem zuverlässig. Einfach 50 g Kokosfett und 30 g Natron vermischen und unter die Achseln schmieren. Und ich muss mir keine Sorgen um Aluminiumsalze mehr machen. Die beiden Autorin sind sehr versiert auf Ihrem Gebiet, die eine beschäftigt sich mit grüner Kosmetik, die andere mit Kräutern, und beide haben den Anspruch, die Welt ein wenig besser zu machen, was in dem Buch auch immer wieder ausgesprochen wird.

Bei manchen Rezepten wie dem „Balsam mit Hauswurz“ wird allerdings schon ein gewisses Pflanzenwissen gefordert. Dann musst du raus in die Natur und die Augen offen halten. Für diesen Schritt empfehle ich dir:

„Was blüht denn da?- Kosmos Naturführer“ von Margot Spohn, Marianne Golt-Bechtle, Roland Spohn

Mit diesem Buch lernst du Pflanzen zu bestimmen. In einem kurzen Absatz erfährst du, wo die Pflanze vorkommt, wozu sie verwendet wird und womit sie leicht verwechselt werden kann. Auch Größe, Blütezeit und ob sie giftig ist, sind festgehalten. Von jeder Pflanze findest du eine wunderschöne, detailreiche Zeichnung. Systematisiert sind die Pflanzen zuerst nach Blütenfarben und weiter nach Blütenformen.

Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem du mehr über die einzelnen Pflanzen wissen willst. Da ist diese Wälzer das richige Werk:

„Die Kräuter in meinem Garten“ von Siegrid Hirsch und Felix Grünberger

Denn hier werden die einzelnen Kräuter ausführlicher behandelt. Hier steht jeder Pflanze eine ganze oder gar zwei Seiten zur Verfügung. Für jede Pflanze gibt es einen Steckbrief mit den wesentlichen Kennzeichen, aber der Fokus liegt auf der Verwendung der Pflanze. Wo kann ich sie sammeln, wie kann ich sie konservieren und wie kann ich sie verarbeiten? Hier gibt es Basisrezepte. Und auch das kulturelle und magische Wissen über die Pflanze wird geteilt.

Und wenn du dich mit deinem ersten selbst gesammelten Tee gemütlich zurücklehnen und dich inspirieren lassen willst, gibt es auch noch das wunderschöne Buch:

„Die Kraft der Kräuter nutzen“ von Irene Hager, Alice Hönigschmid und Astrid Schönweger.

Die Autorinnen haben für diese Buch das Wissen von vielen Kräuterfrauen zusammengetragen und wunderschön aufbereitet. Als Konsulentin haben sie auch eine Apothekerin im Team. Herausgekommen ist ein dickes Buch mit Rezepten für die Hausapotheke, für die Körperpflege, für die Küche und für Haus und Garten. Das Buch hat mir gezeigt, wieviel Wissen über Kräuter unter Frauen verbreitet ist und wieviel auch schon bei den Frauen meiner Generation verloren gegangen ist.

Meine Großeltern kann ich nicht mehr fragen, meine Eltern haben schon viel vergessen, also bleiben mir die Bücher – und natürlich meine Schwägerin, damit ich das Wissen wieder meinen Kindern weitergeben kann. Die beiden Kleinen waren kürzlich ganz begeistert dabei, ein Badesalz aus selbst gesammelten Fichten-, Tannen- und Föhrennadeln herzustellen. Vom duftenden Ergebnis waren sie enttäuscht: Das hat ja keine Farbe! Aber das ist eine andere Geschichte.

* Christine Kummer lebt in Gössendorf bei Graz und bietet dort Kräuterführungen an. Kontaktdaten können gerne per Mail angefragt werden.

** Meine Durststrecke bezieht sich auf den Lebensmitteleinkauf. Am 4. September ist mein Sohn ist in die Schule gekommen und die Firma, für die ich arbeite, ist übersiedelt. Alles an einem Tag. Mein Sohn muss täglich pünktlich zu gewissen Zeiten abgeholt werden und ich fahre nun 50 Minuten zu meinem Arbeitsplatz, und das nur in eine Richtung. Das heißt mein tägliches flexibles Zeitfenster ist nun minimal, manchmal sogar so klein, dass sich kein Mittagessen mehr für mich ausgeht. Und in der Nähe der neuen Arbeitsstelle befindet sich kein verpackungsfreies Geschäft, in der Nähe meiner Wohnung und der Schule auch nicht. Nur konventionelle Supermärkte :-(.

Kräuterbücher im Laub


Autorinnen: Hirsch Siegrid; Nedoma Gabriela
Vegane Kosmetik“
Einfach * handmade * aus der Natur
Sprache: Deutsch
Bindung: Fadenheftung
Einband: Flexocover
Format: 17 x 22 cm
Erschienen: 13.07.2015
Seiten: 160
ISBN: 978-3-99025-113-3
16,90 €

Marianne Golte-Bechtle
Was blüht denn da?“
Taschenbuch
193x132x30mm (LxBxH)
2. Auflage 2015
Umschlag/Ausstattung: 2065 Farbzeichnungen, 112 SW-Zeichnungen, 230 Farbtafeln, Bindeart: Breitklappenbroschur
Seiten: 496
EAN: 9783440139653
Art.-Nr.: 13965
19,99 €

Hirsch Siegrid; Grünberger Felix
Die Kräuter in meinem Garten“
500 Heilpflanzen, 2000 Anwendungen, 1000 Rezepte, Botanik, Anbau, Magisches, Homöopathie, Hildegardmedizin, TCM, Volksheilkunde
Bindung: Halbleinen
Einband: Hardcover
Format: 26 x 20 cm
Erschienen: 13.07.2016
Auflage: 22
Seiten: 800
ISBN: 978-3-902134-79-0
34,90 €

Irene Hager, Alice Hönigschmid, Astrid Schönweger
Die Kraft der Kräuter nutzen“
350 Rezepte und Tipps für Wohlbefinden, Schönheit, Küche, Haus und Garten
EUR 29,90
ISBN 978-3-7066-2562-3
456 Seiten, gebunden
mit über 600 Fotografien