Der einfache Start in dein müllreduziertes Leben

Müllvermeidung ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Und passend zum Buch “ +2 Grad – warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten“ von Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer, kommt heute ein Artikel, wo es darum geht, was du tun könntest.

Ich erzähl dir heute, was ich mit meiner Familie machen, um die Umwelt zu entlasten und hoffe, du fühlst dich inspiriert die eine oder andere Anregung umzusetzen. An und für sich sind die Maßnahmen wirklich einfach. Aber Am Anfang erfordert eine Umstellung auf jeden Fall etwas Zeit und Energie. Also unternimm die ersten Schritte, wenn du Kraft hast. Später geht das alles automatisch. Du wirst erkennen, dass es dabei nicht um Entbehrung geht, sondern darum, die maßlose Verschwendung, die wir derzeit betreiben, einzudämmen.

Meine 10 Vorschläge sind angelehnt an die 5 Rs des Zero Waste: Refuse (Ablehnen), Reduce (Reduzieren), Reuse (Wiederverwenden, Reparieren), Recycle und Rot (Kompostieren).

1. Sackerl selber mitbringen

Ich habe in jeder meiner Ausgehtaschen automatisch ein Stoffsackerl deponiert, das nach der Verwendung immer wieder gleich in die Tasche zurück kommt. Ein bestimmtes Sackerl habe ich nun schon seit ca. 15 Jahren in Betrieb und bereits 2x genäht, aber es ist definitiv mein Lieblingssackerl (alle, die mich kennen, kennen auch das schwarze MQ-Sackerl, siehe Bild).

Ein zweites System hat sich bin uns ebenfalls etabliert. Wir haben im Vorraum an einem Haken verschiedenen Sackerl in verschiedenen Größen hängen. Mein Blick fällt beim Hinausgehen automatisch drauf und ich überlege kurz, was ich draußen vorhabe, und ob ich wohl ein Sackerl in der passenden Größe dabeihabe.

Für größere Einkäufe haben wir seit über zehn Jahren einen Nachzieh-Einkaufswagen, unseren „Mercedes“. Der bewährt sich speziell bei Zero Waste Einkäufen, wo wir oft auch etliche Gläser und Flaschen transportieren. Sonst nehme ich auch gerne einen größeren Rucksack zum Einkaufen. Da habe ich die Hände für meine Kinder frei und ich trage leichter.

Auch in die Bäckerei bringe ich mein eigenes Stoffsackerl mit. Ich lasse mir das Brot direkt dort reingeben, was in ausnahmslos jeder Bäckerei funktioniert. Das Sackerl wird nur für Brot und Gebäck verwendet wird und nach Verwendung einfach ausgebeutet und alle 2-5 Mal gewaschen.

2. Werbung abbestellen

Das einfachste ist, dir für den Briefkasten den Aufkleber „Bitte keine Werbung“ zu besorgen. Bei der Umweltberatung kannst du ihn bestellen. Das spart nicht nur Papier, das ich ungelesen in den Müll werfe, sondern mildert auch meine Konsumgier. Je weniger ich mit Werbung in Kontakt komme, desto weniger Lust habe ich, etwas zu kaufen.

Die Zero Waste Ikone Bea Johnson geht in diesem Punkt weiter und hat mich auf die Idee gebracht, alle Post, die ich nicht will und alle Werbung, die ich nicht will, abzubestellen. Das habe ich kleinweise gemacht. Immer wenn ein Kundenmagazin, ein Katalog oder die Werbezeitung der Stadt im Briefkasten gelegen ist, habe ich ein höfliches Mail an den jeweiligen Kundenservice verfasst, mit der Bitte mich aus dem Postverteiler zu streichen, weil ich mein Müllvolumen reduzieren will. Da kamen ganz nette Mails mit besten Wünschen für mein Vorhaben zurück, nur bei wenigen Firmen, musste ich das ganze 2x machen, bis es funktionierte. Nun bekommen wir an etlichen Tagen der Woche gar keine Post, und wenn Post kommt, weiß ich, es ist wichtig. So spare ich Zeit und die Firmen Geld.

Und wenn du dich trotzdem für Angebote von einer Firmen interessierst, kannst du zumeist ja noch den Newsletter beziehen. Doch auch da hab ich viele abbestellt (die Möglichkeit gibt es im unteren Teil eines Newsletters über einen Link), denn wenn ich etwas Bestimmtes suche, kann ich immer noch auf die Homepage von ausgewählten Firmen gehen und bin nicht getrieben, weil etwas nur jetzt im Angebot ist.

Wir versuchen auch Fernsehwerbung zu umgehen, indem wir Filme, die uns interessieren auf Festplatte aufnehmen und dann über die Werbung spulen. Das funktionierte lange Zeit auch gut für die Kinder, nur jetzt haben sie die Werbung entdeckt und wollen sie bewusst schauen, was zu sehr zweifelhaften Wünschen führt. Eigentlich sollte Werbung im Kinderprogramm nichts verloren haben.

3. Lehne ab

Was ich nicht besitze, belastet mich nicht, das ist der Gedanke beim Ablehnen. Die Herstellung jedes Gegenstands erzeugt CO2. Er muss zuerst produziert werden, dann muss er transportiert werden, dann beworben werden und schließlich muss ich ihn nach Hause bringen. Um jeden Gegenstand in meinem Besitz muss ich mich kümmern, ich muss ihn anschaffen, ich muss ihm einen Platz in meiner Wohnung geben, ich muss ihn verwenden, ich muss ihn pflegen und schließlich wieder entsorgen. Wenn ich weniger besitze, muss ich mich um weniger sorgen. Das ist ein Grundgedanke des Minimalismus und auch der Zero Waste Bewegung.

Das Ablehnen fällt mir schwer, wenn etwas geschenkt bekomme. Ein Kugelschreiber aus dem Hotel, eine Gratisprobe, ein Flyer, ein ausgemusterter Rock meiner Mutter, ein Fundue-Set meiner Tante. Ablehnen ist so schwierig, weil es gegen die eignen Gier geht und auch nicht den Formen der Höflichkeit entspricht. Danke, aber Nein Danke, sollte es heißen. Denn ich weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass ich den Rock meiner Mutter nie anziehen werde, weil er nicht zu meinem Stil passt, dass ich dir Gratisprobe ungeöffnet nach ein paar Jahren wegwerfen werde und dass ich Fondue eigentlich nicht sonderlich mag.

Daher zuerst den Dank an den Gebenden formulieren, aber dann die Ablehnung für den Gegenstand. Das ist ein sehr schwieriger Schritt. Mir fällt er leichter, wenn ich mir vor Augen führe, was ich schon alles besitze und mich auf meine Wert berufe, also, dass ich schon genug Röcke habe, nur Naturkosmetik mag. Flyer kann man abfotographieren oder sich später im Internet genauer informieren.

4. Ausrüstung für unterwegs zulegen

Das erste Basic sollte eine Trinkflasche sein, die du mit kostbarem Leitungswasser wieder befüllen kannst. Ideal wäre eine plastikfreie Flasche, da sich im Laufe der Benutzung Plastikpartikel lösen können und du dir bei vielen nicht sicher sein kannst, ob sie das womöglich krebsauslösende BPA enthalten. Ich habe zwar noch eine BPA-freie Plastikflasche, verwende aber lieber Glasflaschen. Ich besitze eine große Glasflasche mit Bügelverschluss, habe aber im täglichen Gebrauch kleine wiederverwendete Smoothieflaschen. Die halten dicht und sind mir noch nie gebrochen, auch wenn ich sie einfach nur in die Tasche werfe und solange ich mich in der Stadt aufhalte, ist das Volumen von 0,25l kein Problem, weil ich überall nachfüllen kann. Als nächstes überlege ich Edelstahlflaschen für die Kinder zu kaufen. Da gibt es auch Warm-und Kalthaltemodelle, was einen zusätzlichen Nutzen hätte, wenn man gerne Kaffee zum Mitnehmen kauft.

Wir haben einen großen Bedarf an Jausenboxen. Mein Schüler hat zum Schulstart eine eigene Edelstahlbox bekommen und ich habe auch 2 Stück in verschiedenen Größen, weil ich täglich eine Jause ins Büro nehme. Manchmal, wenn ich nicht so viel schleppen will und etwas kompaktes transportiere, verwende ich auch Bienenwachstücher. Die habe ich als Ersatz für Frischhaltefolie gekauft, aber ganz selten in Verwendung, weil ich Lebensmittel einfach in schließbaren Behältern frischhalte (zB Schraubgläsern). Was manchmal noch sinnvoll ist, das eigenen Besteck mitzubringen, da verwende ich einfach normales Besteck und schlage es in eine Stoffserviette ein. Stoffservietten habe ich für die Kinder aus einer alten Stoffwindel genäht. Wir haben sie sehr viel in Verwendung und sie schauen sehr nett aus.

5. Take-Away Essen im eigenen Behälter holen

Wenn wir früher in unserem Lieblingsrestaurant Essen zum Mitnehmen abgeholt haben, kamen wir immer mit einem großen Plastiksackerl nach Hause, das wir gleich im Anschluss vom Essen mit dem Verpackungsmüll wieder vollgefüllt haben. Wir haben also im Lokal gefragt, ob es möglich ist, eigenen Behälter mitzubringen. Und natürlich sind auch Restaurantbetreiber darüber froh, da sie weniger in Verpackung investieren müssen. Wir gehen hin, bestellen, hinterlassen unser Geschirr, erledigen vielleicht einen Einkauf in der Nähe, oder lesen dort bei einem Gratisgetränk Zeitung und tragen das Ganze dann in einer kleinen Kühltasche nach Hause. Auch mein Falafelsandwich habe ich mir schön öfter einfach in meine große Jausenbox geben lassen. Das haben die Mitarbeiter des Imbissstandes super gefunden. Die andere Möglichkeit wäre, sich vom Takeaway-Gedanken zu verabschieden und einfach im Lokal zu essen. Überhaupt habe ich mir ein paar Lokale zugelegt, wo ich auch alleine einfach und schnell vor Ort essen kann.

6. Aufbrauchen

Wenn ich ausmiste, dann stoße ich immer auch Dinge, die ich schon ganz vergessen habe, kleine Kosmetikproben, Shampoofläschen aus Hotels, Waschmittelproben, Kleidungsstücke, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, Notizbücher, halb beschrieben, usw. Alles Dinge, von denen ich gedacht habe, sie werden mir noch einmal nützlich sein. Danach deponiere ich diese Dinge nun täglich sichtbar mit dem Vorsatz, sie endliche aufzubrauchen. Bei machen Produkten funktioniert es, aber bei den meisten komme ich dann erst wieder auf den Grund, warum ich sie nie verwendet habe. Der Duft passt nicht (ich halte synthetische Düfte nicht mehr aus), es ist zu klein oder passt nur in eine andere Lebensphase, usw.. Dann ist es Zeit, mich von dem Ding zu trennen und die Gelegenheit wahrzunehmen zu lernen, sodass ich nie wieder zu Proben greifen, die ich dann wegwerfen muss, sondern schon im Vorhinein überlege, ob ich das Ding wirklich benutzen will.

Wo das Aufbrauchen gut funktioniert ist bei Notizbüchern. Ich hatte eine Zeit, da habe ich für jedes Thema ein Notizbuch gekauft. Natürlich sind bei allen nur die ersten paar Seiten beschrieben. Nun klammere ich diese verwendeten Seiten mit Büroklammern zusammen und beginne neu, mit meinen tagebuchartigen Morgenseiten oder verwende sie als Kalender. (Da gibt es ein tolles Kalendersystem zum Selbererstellen: Bulletjournal.)

7. Langlebige Alternativen

Das ist ein einfacher Punkt, bei dem ich sehr schnell Ergebnisse gesehen habe. Ich habe mich bei Verbrauchswaren nach nach langlebigen Alternativen umgesehen, sobald mein Vorrat ausgegangen ist.

  • Ich habe waschbare Wattepads gekauft (Du kannst aber auch einfach ein altes Handtuch dafür zerschneiden.)
  • Auch Feuchttücher am WC ersetzte ich mit alten Handtuchfetzerl, die mit Wasser nass gemacht werden. Dann normalerweise gewaschen oder evt. weggeworfen.
  • Ich habe mir einen Ohrenreiniger statt Wattestäbchen zulegt, war damit nicht ganz glücklich und wische die Ohren nach dem Duschen meist nur äußerlich mit einem Handtuch aus.
  • Ich verwende waschbare Binden. Ich andere Möglichkeit wären Mentruationstassen. Doch da ich auch Tampons nicht mag, war das auch nichts für mich. Auf der Erdbeerwochenseite gibt es zahlreiche Produkte, die dein Frausein nachhaltiger machen.
  • Wir verwenden Stofftaschentücher und Stoffservietten (sehr elegant)
  • Und ich verwende Seifenstücke statt Flüssigseifen. Damit kannst du auch kleine Seifenproduzenten in deiner Umgebung unterstützen.
  • Statt Küchenrolleverwendig ich ein altes, zerschlissenes T-shirt, das ich zerschnitten habe. Die Fetzerl werden gewaschen oder wenn sie total verdreckt sind, einfach weggeworfen. Hartnäckiges, wie Fett aus Pfannen, entferne ich mit alten Zeitungen.

8. Verpackungsfreie Waren

Nachdem ich mir vorgenommen habe, mein Müllvolumen zu reduzieren, war es wichtig, Waren verpackungsfrei zu bekommen. Da bin ich auf die Möglichkeit gekommen, gebraucht zu kaufen. Wenn du den Versand vermeidest, bekommst du gebrauchte Dinge meist verpackungsfrei. Meine Quellen sind Carla, Willhaben und Flohmärkte. Und natürlich ist das Kaufen von gebrauchter Ware auch für die Umwelt besser, weil bereits Bestehendes ein neues Leben bekommt.

Am schwierigsten ist der verpackungsfreie Einkauf bei Lebensmittel, aber es gibt Möglichkeiten:

  • Joghurt gibt es in den Biosupermärkten in Pfandgläsern zu kaufen (bald hoffentlich auch wieder in normalen Supermärkten)
  • Brot lass ich mir in einen mitgebrachtes, waschbares Stoffsackerl geben (siehe oben, geht bei jeder Bäckerei)
  • Obst und Gemüse bekomme ich am Markt, beim Bauern direkt oder ich lasse es mir vom Bauern im Kisterl liefern.
  • Ich habe bereits verschiedenen versicherungsfreien Geschäfte ausprobiert. Da keines in meiner Nähe ist, hat es sich für mich bewährt, einmal in Monat in einem unverpackt Geschäft Trockenwaren (Reis, Mehl, Nudeln,…) einzukaufen. Mit diesem Rhythmus komme ich gut zurecht.
  • Schaue in welchem Geschäft du dir Wurst und Käse in einen mitgebrachten Behälter geben lassen kannst.

9. Selbermachen

Ein schöner Schritt in mein Zero Waste Leben war die Wiederentdeckung des Selbermachens. Das macht mir Spaß, fordert mich, macht mich stolz und gibt mir dann einen irre Wertschätzung für die Produkte. Selbst meine fünfjährige Tochter sammelt nun Kräuter für ihren Kräutertee selber, mein Mann kocht Marmelade ein, mein Sohn hat das Häkeln gelernt, nachdem ich das Häkeln wieder begonnen habe. Meine Schwägerin hat mir das Stricken wieder gezeigt. Ich mache mir mein Deo selber… Es gibt so viele Möglichkeiten. Schau mal auf Smaritcular! Auf dieser coolen Seite findest du viele Anregungen zum Selbermachen.

10. Reparieren

Oft sind kleine Beeinträchtigungen von Gegenständen der Grund sie wegzuwerfen. Aber manchmal kann man sie reparieren. Den uralten portablen CD-Player habe ich vor kurzem wieder einsatzbereit gemacht. Die Batterien sind ausgelaufen gewesen und er wollte nicht mehr spielen (Batterien sollten wenn das Gerät länger nicht gebraucht wird, entfernt werden). Kurz gegoogelt, mit Essig die Kontakte gereinigt, trocknen lassen und geht schon wieder.

Im Internet finden sich Millionen von Anleitungen und einen Versuch ist es Wert. Wenn ich das Reparieren selber nicht in den Griff bekomme, bringe ich das kaputte Stück zu einem Profi (Schneiderin, Schuhmacher, Taschenwerkstatt, Reparaturzentrum,…).

Zero Waste Tipps

Schritt für Schritt

Ich bin mir sicher, Dir fällt noch mehr ein und auch ich bin noch lange nicht am Ende des Weges.

Gehen wir Schritt für Schritt!

Lesen und Tun ist mein Weg. Mehr Tipps gibt es in diesen schönen Bücher und auf diesen nachhaltigen Blogs.

Hinweis: Dieser Artikel empfiehlt nur Firmen, die ich gut finde. Ich habe von niemandem dafür Geld oder andere Zuwendungen bekommen.