Das liebe Geld – Teil 4

Was ich bisher über Geld gelernt habe

Ich bin noch mitten im Lernprozess, während ich diesen Text schreibe. Es kommt mir vor, als ob ich gerade eine neue Welt betrete, so wie damals mit der Mutterschaft. Ich sehe plötzlich Themen, denen ich immer ausgewichen bin, in einem neuen, spannenden Licht. Geld interessiert mich. Ich will lernen und mich weiterbilden. Was mich motiviert ist, dass ich von dem neuen Wissen direkt in Form von angreifbaren Euros profitieren kann. Das macht Spaß und gibt mir wieder das Steuer in die Hand. Es nimmt mir die Verunsicherung, die mit dem Brief von der Bank ins Haus geflattert ist. Schrittweise mache ich mich als Kuh also mit dem neuen Tor vertraut.

Was ich bisher gelernt habe:

  • Ich lese nun gerne die Wirtschaftsseiten der Zeitungen und halte mich informiert. Dadurch hat sich mein Verständnis für Wirtschaftsmechanismen merklich verbessert. Und daraus habe ich gelernt, dass die Politikseiten meist impulsgebender für die Börsen sind, so wie jetzt gerade.
  • Ich habe keine Scheu mehr über Geld zu sprechen. Wenn Männer mit ihren Fonds protzen, schalte ich nun nicht mehr innerlich ab, sondern versuche mich in das Gespräch einzubringen.
  • Ich führe ein Haushaltsbuch. In einer App halte ich alle Einnahme und Ausgaben fest, um ein Gefühl für sie zu bekommen und einen Hebel zu finden, wo ich mit dem Sparen ansetzen kann.
  • Sparen geht immer. Am einfachsten ist es mit einem fixem Abbuchungsauftrag am Anfang des Monats.
  • Geld löst keine Geldprobleme: Wenn du Geldprobleme hast, dann löst noch mehr Geld nicht das Problem. Denn das Problem kommt von deinem Umgang mit dem Geld und der schafft mit mehr Geld nur größere Probleme. (Was hilft: sparen, Ausgaben einschätzen, Wertschätzung dem Geld gegenüber,…)
  • Den Unterschied zwischen guten Schulden und schlechten Schulden: die guten helfen dir zu investieren und bringen dir am Endes des Tages einen Ertrag (Kredit für Immobilienerwerb, Immobilie wird später vermietet = gute Schulden. Konsumschulden sind schlechte Schulden, weil die Konsumgüter den Wert verlieren, und dir nicht dabei helfen, neues Geld zu generieren.)
  • Recherchieren: alles Finanzwissen ist frei zugänglich, es gibt kein Geheimwissen.
  • Das Finanzthema macht ein riesiges Feld für meine Midlifecrisis auf. Denn will man sein Geld anlegen, stellen sich viele Fragen: Wie lange will ich anlegen? Was will ich damit machen? Wieviel brauche ich für die Pension? Diese Fragen führen in die Zukunft und sind viel eindringlicher als die klassische Frage des Personalchefs beim Vorstellungsgespräch, wo sehen Sie sich in zehn Jahren. Denn beim Personalchef weiß ich, welche Antworten erwartet werden und welche gut ankommen. Bei den Finanzen muss ich ehrlich zu mir selbst sein und eine Zukunft entwerfen, auf die ich mich freuen kann.
  • Ich will, dass meine Investitionen zu meinen Werten passt. Nachhaltigkeit und soziale Verträglichkeit müssen abgedeckt sein. Denn ich glaube an endliches Wachstum. Das Buch von britischen Universitätsprofessor Tim Jackson: „Post Growth – Life after Capitalism“ hat mich in diesem Glauben auch bestärkt. Und gleichzeitig hat es mich auch beruhigt, dass auch ohne permanentes Wirtschaftswachstum ein gutes Leben möglich ist.
Investitionen

Wie ich in die Zukunft investiere

Gold/Edelmetalle

Davor in Gold und Edelmetalle zu investieren wird im Moment abgeraten, der Goldpreis liegt ziemlich hoch. Es ist also ein schlechter Zeitpunkt, um einzusteigen. Aber ich finde Münzen faszinierend. Ich greife sie gerne an und streichle sie. Doch nicht nur ihre Schönheit bewundere ich, sie geben mir ein Gefühl von Sicherheit. Im Notfall werde ich immer eine Goldmünze gegen einen Sack Kartoffeln tauschen können.

Staatsanleihen und ETFs

Investieren heißt, in etwas Geld zu stecken, um mehr daraus zurück zu bekommen. Im Laufe meiner Recherche kamen mir Zweifeln, dass das Investieren an der Börse mit meinen Moralvorstellungen zusammenpasst. Es passt nicht, dass ich in Öl und Waffen investieren. Es passt mir nicht, dass ich in Industrien investiere, von denn ich glaube, dass sie abgeschafft gehören. Natürlich gibt es da quasi die „BIO-Schiene“ für Anleger, Indexabbildungen ohne Waffen und Öl. Aber in Wirklichkeit stehe ich dem Finanzsystem immer noch misstrauisch gegenüber.

Wenn ich in ETFs investiere, dann muss ich an Wachstum glauben. Dann glaube ich daran, dass die Weltwirtschaft weiter wächst, dass es immer mehr Menschen geben wird und immer mehr Konsum. Und da komme ich in einen Konflikt. Daran kann ich nicht mehr glauben. Ich glaube daran, dass wir kleine kontrollierte Schritte zurück machen müssen. Dass uns die Gier nach mehr nicht weiterbringt.

Immobilien

Ich habe vor, in Immobilie zu investieren, weil ich Gebäude als gelernte Architektin gut verstehe und auch mag. Bei den steigenden Immobilienpreisen reicht im Moment mein Eigenkapital noch nicht, um etwas Vernünftiges zu erwerben.

Gemüse- und Obstanbau

Bei dieser Investitionsmethode gehe ich zurück zum Ursprung der Renditegenerierung der Menschheit. Denn wo manifestiert sich der Glaube an Wachstum mehr, als beim Gemüseanbau? Ich stecke im Frühling ein kleines Samenkorn in die Erde, kümmere mich darum und erhalte, wenn alles gut geht, einige Kilogramm Gemüse am Ende des Jahres. Allerdings ist das eine Hochrisikoanlage. Das Wetter spielt nicht immer mit. Mein Wissen und Können reicht nicht immer aus, um alle Pflanzen durchzubringen und genug zu ernten.

Ich habe das Gärtnern als Hobby begonnen, sehe es aber nach der umfangreichen Finanzlektüre mittlerweile als Investment. Vor zwei Sommern habe ich meine Familie ganzen Sommer selbst mit Gemüse versorgt. Vorigen Sommer ist mir das bei Weitem nicht gelungen.

Der Vorteil des Gartens ist, dass ich im Gegensatz zu Finanzprodukten das Obst und Gemüse angreifen kann und das Gelingen zumindest zum Teil steuern kann. Ich bin verantwortlich, ich habe das Sagen. Ich habe aber auch die Freude und den Genuss.

Kinder

Ich glaube, jede Fähigkeit, die ich meinen Kindern beibringe, macht man ihnen das Leben leichter. Sie lernen die wichtigen Dinge nicht in der Schule und jede Stunde, die ich mir Zeit nehme, um ihnen etwas beizubringen, ist eine gut investierte Stunde.

Das will ich meinen Kindern beibringen:

  • Für Nahrung sorgen (Gemüseanbau, Kochen, Feuer machen,…)
  • Kleidung (Weben, Stricken, Häkeln, Nähen,…)
  • Unterkunft (Heimwerken, Reparieren, Pflegen, Putzen,…)
  • Körper (Selbstverteidigung, Fitness und Körperbeherrschung, einfaches Heilwissen,…)
  • Geist (Lernen, Reflektieren, Beobachten, Erschaffen,…)
  • Seele (Dankbarkeit, Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit,…)

Unseren Planeten

Mit meinen Investitionen will ich das Leben auf unserem Planeten positiv unterstützen. In diesen Punkten versuche ich darauf einzuwirken:

  • Gemüse: Das Gemüse, das ich mir aus dem Garten hole, verursacht kein CO2 beim Transport und ich werde nach der vielen Arbeit, die ich damit gehabt habe, es nicht verschwenden, sondern angemessen würdigen und auch schrumpelige Teile verzehren.
  • Kinder: Mit der Investition in meine Kinder sorge ich dafür, dass die nächste Generation ein Gefühl für die Endlichkeit unseres Planeten hat.
  • Spenden zum Wohl der Allgemeinheit: das ist eine freiwillige Umverteilung von denen, die Genug haben, zu denen, die es brauchen. Dieser Ausgleich soll die Welt besser und gerechter machen. (Aktuell: Spenden für die Ukraine!)
  • Minimalismus: Wachstum ist endlich, es gibt Grenzen. Eine Möglichkeit in unserer konsumfreudigen Welt ist die freiwilligen Selbstbeschränkung, in einem Wort Minimalismus. Ich nehme mir nur soviel von den Gütern der Erde, wie ich wirklich brauche. Nicht mehr. Das hat den positiven Effekt, dass mir auch mehr von meinem verdienten Geld bleibt und ich dadurch nicht nur subjektiv reicher werde. Mehr zum Thema Minimalismus im letzten Teil meiner Finanzserie.

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