Lesen in Zeiten von Corona

Ich habe es nicht geschafft, rechtzeitig vor der Ausgangsbeschränkung Bücher zu hamstern. Sie kam so plötzlich und Lebensmittel waren wichtiger. Mein Leseleben hat sich seither sehr verändert. Ich erzähle dir hier wie und welche Ideen ich habe, um an Bücher zu kommen.

Lesezeit

Meine Lesezeit hat sich seit den Ausgangsbeschränkungen drastisch reduziert. Ich habe nicht mehr die langen U-Bahnfahrten in die Arbeit, die ich zum Lesen nutzen kann. Der Weg vom Küchentisch zum Schreibtisch dauert keine Minute. Tagsüber muss ich mich mit meinem Mann beim Homeofficearbeiten und der Kinderbetreuung abwechseln. Was überraschend gut funktioniert, aber neben Kochen und Putzen wenig Zeit übrig lässt. Und meine Kinder gehen später ins Bett. Das heißt, abends entfällt ein Teil der Lesezeit. Zudem haben wir jetzt den Garten, den ich als Ort der Freiheit liebe und bei dem es immer etwas zu tun gibt.

Anfangs war ich ich auch wegen der neuen Situation, die sich stündlich geändert hat, so angespannt, dass ich nur News verschlungen habe und mit Fiktion und Unterhaltung wenig anfangen konnte. Ich wollte nicht wissen, was im Leben einer erfunden Figur passiert, ich wollte wissen, was in meinem Leben, in meiner realen Umwelt passiert. Das Abtauchen in eine andere Welt fiel mir schwer.

Doch langsam kehrt Routine im neuen Alltag ein, ich bin wieder entspannter und die Lesezeitfenster werden wieder etwas größer. Daher braucht es nun wieder Lesestoff.

Lesestoff

Ideen für Lesestoff

Wenn du einen E-Book Reader oder auch einfach nur ein Tablett hast, dann kannst du dich gut versorgen: E-Books kannst du über die Bücherei oder von einer Buchhandlung beziehen. Das Lesen am Bildschirm belastet die Augen. Und wenn du schon deine Meetings als Videokonferenz abhältst, du Onlineyoga betreibst und selbst dein Lesekreis nun virtuell abgehalten wird, könnte das ein wenig viel für die Augen sein. Möglicherweise hast du abends dann keine Lust mehr auf einen weiteren Bildschirm zu schauen.

Daher kommen hier meine analogen Tipps

  • Das Nächstliegendste ist, dass du dich deinem Stapel ungelesener Bücher (SUB) widmest. Vielleicht findest du nun die Ruhe, die es für manche Bücher braucht. Viellicht findest du aber auch heraus, warum du manche Bücher noch immer nicht gelesen hast und wenn du ehrlich bis, warum du sie niemals lesen wird. Dann kannst du sie aussortieren. Bei uns funktioniert es gut, die ungewollten Bücher bei den Briefkästen zu deponieren. Möglicherweise freut sich jemand anderer darüber.
  • Stöbere in deinem Bücherregal. Vielleicht magst du ein Lieblingsbuch noch einmal lesen und sehen, wie es sich über die Jahre entwickelt hat. Oder wahrscheinlicher, wie du dich entwickelt hast. Ein Buch entsteht mit jedem Lesen neu.
  • Initialisiere einen Büchertausch. In meinem Wohnhaus weiß ich, wer gerne liest, auch die Nachbarinnen wissen, dass ich gerne lese. Nun hat mich eine liebe Nachbarin mit der Bitte um Lesestoff angesprochen. Ich habe ihr daraufhin ein Sackerl mit einigen Büchern an die Tür gehängt. Ich selber habe ein Sackerl mit Lesestoff von einer anderen Nachbarin erhalten.
  • Für Kinderbücher habe ich auch einen Tipp: Durchstöbere den Dachboden. Meine Mutter hat alle meine Lieblingsbücher in einer Schachtel aufgehoben. Nach einigen Nächten in der frischen Luft sind sie nicht mehr muffig und die Kinder freuen sich über neue und gleichzeitig alte Geschichten. Konkrete Buchempfehlungen findest du in Kürze in meinem Gastbeitrag im wunderbaren Kinderinfoblog!
  • Nimm dir Bücher her, die Anleitungen bieten. Bei mir sind das Kochbücher, Zero Waste Bücher, Minimalismusbücher, Zeichenbücher,…. Probiere neue Dinge aus, um neue Fähigkeiten zu entwickeln.
  • Nachdem ich mir seit meinem Jahr der Fülle schon angewöhnt habe, keine Bücher mehr zu kaufen und sie fast ausschließlich aus der Bücherei zu holen, stehe ich nun bei geschlossenen Türen blöd da. Ich überlege tatsächlich, mir wieder Bücher zu kaufen. Natürlich informiere ich mich davor gründlich in Buchbeilagen und auch auf Perlentauscher.de. Meine kleine Lieblingsgrätzelbuchhandlung betreibt einen Onlineshop und ist mittlerweile auch schon wieder für 3 Kunden gleichzeitig geöffnet. Meinem Mann, der meine Bücherkäufe immer kritisch sieht, erkläre ich das Ganze als Mitleidskauf, um kleine Betriebe zu unterstützen. Seine erhobene Augenbraue zeigt mir, dass ihm der Eigennutz dabei natürlich nicht entgeht.
  • Die Bücherein dürfen generell ab Mitte Mai wieder aufsperren, allerdings nicht die Lesesäle. Ich bin gespannt, wie das System bei der Stadt Wien funktionieren wird.
  • Auch über Willhaben bekommt man gebrauchte Bücher. Offene Bücherschränke gibt es leider keine in meiner unmittelbaren Nähe.
20200418 Bücherstapel

Lesen ist nicht das Wichtigste

Die Zeit der Isolation hat mir gezeigt, was wichtig ist:

  • Gutes und ausreichendes Essen (Das mit dem Klopapier habe ich noch immer nicht verstanden.)
  • Bequeme Kleidung in minimaler Anzahl
  • Ein gemütliches, aber auch flexibel eingerichtetes Zuhause mit einer einfachen Möglichkeit in die Natur zu kommen (Balkon, Garten, Wald)
  • Kontakt zu Menschen, die ich liebe (knuddeln mit den Kindern, einen unterstützenden Mann, telefonieren mit denen, die ich gerade nicht sehen kann und Freude an denen, die ich über Video sehe)
  • Eine gute Perspektive für die Zukunft (Der neu gepflanzte Apfelbaum trägt stolz große rosa Blüten.)
  • Dankbarkeit

Bücher sind nur ein Zuckerl, aber ein Gutes! Und auch ein Tröstendes! Geschichten zeigen, wie die Welt war, wie wir sie derzeit sehen und wie sie sein kann.