Weil es gut tut!

Jahr der Fülle – Zwischenbericht

Ich habe mir für 2019 vorgenommen keine neuen Sachen zu kaufen, die einen Wert von 25€ übersteigen. Nachdem ich von meinem Projekt im Fernsehen erzählt habe, fragen mich immer wieder Menschen, wie es mir dabei geht. Die Antwort in Kürze ist: sehr gut, es ist extrem einfach, fühlt sich gut an und bringt Entschleunigung.

Hier kommt ein ausführlicher Zwischenbericht:

Was mir bis jetzt gelungen ist:

  • Kleidung: Gleich zu Beginn des Jahres sind mir 2 Jeans eingegangen. Ich habe sie mit 2 gebrauchten Jeans vom Carla-Shop am Mittersteig ersetzt. Das war schon im Jänner, seither habe ich keine Kleidung für mich mehr gekauft, sondern nur 2 kleine Säcke voll gespendet. Zu Schulbeginn war der große Gewandtausch für die Kinder fällig. Für meine Kleine musste ich nichts kaufen, ich habe schöne, gebrauchte Sachen von meiner Cousine bekommen und den Rest mit gebrauchten Sachen vom großen Bruder und der Nichte ergänzt. Für meinen Sohn habe ich gebrauchte Hosen erstanden, mit denen er absolut nicht zufrieden war. Also habe ich gesündigt, und 3 Hosen, von einem Modell das er mag, vom H&M gekauft. Seine restlichen Sachen sind auch gebraucht.
  • Garten: Ich habe mir ein Hochbeet gebraucht gekauft. Ich hatte Glück ein nagelneues über Willhaben im gleichen Bezirk zu finden. Und ich bin begeistert. Ich habe selber Tomatenpflanzen gezogen, die habe ich auf dem Balkon, im Gartenbeet und im Hochbeet gesetzt. Die Pflanze in Hochbeet ist mit großen Anstand die glücklichste und größte. Für den Gemeinschaftsgarten habe ich ein neues Kompostgestell erstanden. Es ist ein einfaches Ding aus zusammengesteckten Holzlatten, dass in mein Neukaufbudget passte und es funktioniert wunderbar.
  • Reparieren: Ich habe meine Nähmaschine reparieren lassen, Meinen Rucksack habe ich einen neuen Zippverschuss gegönnt. Den portablen CD-Player habe ich selbst repariert. Den Couchüberwurf habe ich geflickt und verwende ihn nun als Bettüberwurf für unser burgenländisches Wochenendzimmer.
  • Der Pürierstab ist derzeit kaputt, ich versuche erst einmal ohne ihn auszukommen. Es muss ja keine pürierten Suppen geben.
  • Meine Kompaktkamera ist eingegangen, ich verwende stattdessen nun mein Handy. Obwohl ich mit der Fotoqualität nicht ganz zufrieden bin und der Speicher schnell voll wird, ist es doch recht praktisch.
  • Ein Faschingskostüm habe ich selbst genäht und das andere aus dem Bestand verwendet.
  • Die Kindergeburtstage habe ich ohne Wegwerfgeschirr und zum Teil auch ohne Papierservietten absolviert. Wir haben Glasstrohhalme benutzt. Ich habe Deko aus Altpapier selbstgebastelt und bin ohne Luftballons ausgekommen. Mitgabesackerl und Mistsackerl habe ich aus Zeitungspapier selbstgefaltet.
  • Als Geschenkspapier verwende ich derzeit einen alten Katalog, dessen Seiten ich herausschneide und auf die gewünschte Größe zusammenklebe. Da der Katalog einen coole Graphik hat, sieht das sehr schön aus.
  • Einen Fahrradanhänger für das Auto haben wir für unseren Urlaub ausgeborgt.
  • Statt einer neuen externen Festplatte habe ich mir einen großen USB-Stick zugelegt, der das Limit von 25€ nicht gesprengt hat. Da er aber ein kleines Datenvolumen hatte, war es notwendig, auch einmal digital zu entrümpeln. Das hat gutgetan verschwommene Fotos, doppelt abgelegte Dateien und Daten die man mit keinem Programm mehr öffnen kann loszuwerden.
  • Ein Keyboard, damit meine Tochter Klavier lernen kann, haben wir von netten Menschen ausgeliehen bekommen.
  • Statt teurer Noise-Cancelling Kopfhörer für mein berufliches Großraumbüro habe ich mir günstige Gehörschutzkopfhörer für Bauarbeiter gekauft. Ich mag ohnehin keine Musik beim Arbeiten hören.
  • Ich dehne den Einsparungsgedanken mittlerweile schon aus. Ich versuche Sport, den ich mache, möglichst ohne viel Geldauszugeben zu erledigen. Mein Sohn ist bereits ein würdiger Federballgegner und das Schnurspringen macht uns beiden Spaß. Meine Tochter turnt gerne mit, wenn ich Yoga nach einem Buch mache. Überhaupt bin ich in 10 Minuten im Wald und habe zahlreiche Wander- und Spaziermöglichkeiten, was ich mehr ausnutzen will. Das Nordic Walken ist einfach und tut mir gut. Aber auch Gehmeditationen sind hin und wieder sinnvoll.
  • 2 Medienauftritte hatte ich heuer bereits, wo ich mein Vorhaben nachhaltiger zu leben erklären durfte. Es war schön zu merken, dass ich in meinem Umfeld damit auch Menshcne zum Nachdenken gebrachte habe.
  • Mit bleibt mehr Geld am Konto: ich kann sparen und spenden, wenn mir danach ist.

Was noch nicht passt:

Kindergeschenke

Nachdem meine Kinder ein reges Sozialleben haben, sind sie ständig zu Kindergeburtstagsfeiern eingeladen. Das heißt für mich, Geschenke besorgen. Üblicherweise frage ich die Eltern des Geburtstagskindes nach den Wünschen, damit ich mit dem Geschenk nicht total daneben liege. Manchmal führt das dazu, dass ich fragwürdiges Plastikzeug kaufe. Lieber schenke ich Bücher und Dinge, mit denen man kreativ werden kann. Gerne beteiligte ich mich an Gemeinschaftsgeschenken wie Trickroller. Davor Gebrauchtes als Geschenk zu kaufen, habe ich Hemmungen. Das traue ich mich derzeit nur meinen Neffen und Nichten, weil ich weiß, dass wer in meiner Familie eine hat einen ähnlich unsentimentale Einstellung zu Dingen wie ich hat.

Natürlich haben auch meine Kinder viele Wünsche zum Geburtstag. Und einige erfülle ich. Es gibt leider nicht alles, wie Bayblades oder Inlineskates gebraucht zu erstehen. Da drücke ich schon mal beide Augen zu. Wir versuchen aber die großen Wunschkonzerte wirklich auf die Feiertage (Weihnachten und Ostern) und auf die Geburtstage zu beschränken. Dazwischen müssen sie durchhalten, Listen schreiben, Listen ändern und die Vorfreude kultivieren.

Legoland

Ja,wir waren im Legoland. Davon haben die Kinder schon lange geträumt. Und es war so, dass ich es nett gefunden habe, trotz der vielen Plastikteile und dem Kitsch , der auch vor dem Hotelzimmer nicht halt gemacht hat. Denn ich liebe Lego. Ein Großteil des Legos, mit dem meine Kinder heute spielen, hatte ich schon als Kind. Meine Kinder haben erst im Legoland verstanden, dass Lego mehr ist, als Bausätze, die man nur einmal genau nach der Anleitung zusammenbaut. Sie haben erst dort erkannt, das ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Wir haben uns vor der Reise darauf geeinigt, dass sich jeder nur eine Sache in den dort zahlreichen Shops aussuchen darf. Und das wurde brav eingehalten. Ich habe mir nichts gekauft.

Ibiza

Unsere großte Sünde im ersten Halbjahr war sicher unser Flug nach Ibiza. Nachdem unsere alte Regierung so heftig für die schöne Insel geworben hat, habe ich mich erweichen lassen. Es war sehr schön, das Meer wieder zu sehen. Mein schlechtes Gewissen habe ich mit Kompensationszahlungen ein wenig beruhigt, aber ich weiß, in Ordnung war das nicht. Wobei genaugenommen der Flug kein Verstoß gegen mein Konsumverzichtsvorhaben war. Denn auf Reisen und Mobilität war es nicht ausgelegt. Gut für die Umwelt ist trotzdem etwas anderes.

Aber er nächste Punkt ist ein klares Vergehen.

French Press

Mein Kaffeekonsum steigt derzeit von 0 auf eine Tasse am Tag. Wir haben zwar eine umweltfreundliche Bialetti, da war mir aber als „Anfänger“ der Kaffee zu stark und nicht steuerbar. Daher ertappte ich mich oft an unsere vor über 7 Jahren geerbten Nespressomaschine. So gut der Kaffee auch ist, die Kapseln machen mich sehr wütend. Daher habe ich nun in einen French Press Kanne investiert, in einen neue, hochwertige, plastikfreie, die das 25€-Limit klar gesprengt hat. Die Hoffnung war, auf die Nespressomaschine verzichten zu können. Diese steht nun nicht mehr griffbereit im Schrank und ich warte auf den Tag, an dem sich auch mein Mann von ihr verabschieden kann.

Bücher

Der einzige Ort, an dem mich ein fast unbändiges Einkaufsverlangen überkommt, sind Buchhandlungen. Das kann ich natürlich umgehen, indem ich keine Buchhandlungen mehr aufsuche. Ein anderer Trick ist es, die Bücher, die mich verführerisch anlachen zu photographieren und dann in die Bücherei zu besorgen. Einige wenige schreibe ich auf eine Liste, die darf ich mir dann nächstes Jahr als Belohnungen kaufen. 🙂

Jahr der Fülle Konsumverzicht

Was ich verbessern kann:

  • Neben mir schaut mein Mann, der sich vor kurzem neue Unterhosen und ein neues T-Shirt gekauft hat, wie ein Verschwender aus. Zumindest ist es mir so vorgekommen, als er seine Einkäufe zuhause ausgepackt hat. Obwohl er und die Kinder gut bei dem Vorhaben mitmachen, gibt es immer wieder Ausreisser, die vielleicht nicht notwendig wären. Mein Ziel ist es, Wünsche vorher zu besprechen, überlegen, wie man sie erfüllen will und möglichst nachhaltige Wege für die ganze Familie zu finden.
  • Ich will noch weiter unsere Möblierung reduzieren, weil nächstes Jahr ein Wohnungsumbau ansteht. Es wird Zeit, wieder einen Ausmistrunde einzulegen. Mittlerweile fällt mir bereits ein kleiner Unterschied zwischen unserer Wohnung und herkömmlichen Wohnungen auf. Wir haben minimal weniger Zeug. Der Unterschied darf größer werden. Denn das Putzen wird dadurch leichter.
  • Ich werde Dinge, die kaputt werden, nicht gleich ersetzten, sondern erst ihren Wert für mich prüfen, indem ich versuche, einen Weile ohne sie auszukommen. So will erkennen, ob ich sie wirklich brauche.
  • Unsere Mobilität will ich überdenken und reduzieren. Bei der Urlaubsplanung soll die CO2 Bilanz mitbetrachtet werden.

Was macht das Projekt mit mir?

  • Ich habe mehr Zeit, weil mein Fokus weniger auf Dingen ist, sondern auf Erlebnissen. Ich gönne mir mehr Ruhe. Dadurch nehme ich mehr in mir und um mich herum wahr. Ich bin sensibler, im Inneren weniger zugemüllt mit materiellen Wünschen.
  • Ich bin zufriedener mit dem was ich habe. Ich achte besser auf meine Sachen, schätze sie mehr und pflege sie besser, damit sie nicht kaputt werden.
  • Ich bin kreativer und denke um die Ecke, um weniger Dinge kaufen zu müssen, wie das selbstgenähte Faschingskostüm.

Ich empfinde mein Jahr der Fülle gar nicht als einschränkend. Ich merke, wie dieses reduzierte und bewusste Konsumverhalten mich ändert und ich kann mir vorstellen, dass ich das vielleicht in einem weniger strengem Rahmen auch nach diesem Jahr beibehalten werde. Weil es gut tut!