Im zweiten Teil des Dreiteilers über Barack Obamas Präsidentschaft stelle ich einen Roman vor.

Teil 2: Americanah
Die Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie verfasste den Roman „Amerianah“ ebenfalls zur Amtszeit von Präsident Obama. Die Autorin ist in Nigeria aufgewachsen und dann nach Amerika ausgewandert.
Das Setting im Roman ist ähnlich gelagert. Die Hauptfigur Ifemelu wächst in Lagos, Nigeria auf. Als Schülerin beginnt sie eine Beziehung mit Obinze, der ein großer Fan Amerikas ist. Als sie beim Studieren nicht weiterkommt, weil das Lehrpersonal auf der Uni ständig streikt, nutzt sie die Möglichkeit über ein Stipendium nach Amerika auszuwandern. Dort kann sie vorerst bei ihrer Tante unterkommen, später wohnt sie am Campus, wo sie sich einsam fühlt. Die Beziehung zu Obinze hält sie noch über die Ferne hinweg aufrecht. Erst als sie keine Job findet und eine sehr demütigende Erfahrung machen muss, bricht sie sie ab. Mit einem Babysitterjob und einem neuen, weißen Freund, der auch noch vermögend ist, beginnt ein sorgenfreies Leben in Amerika. Doch dieser Beziehung wird von Ifemelu durch einen Seitensprung ein Ende gesetzt. Und sie ist wieder alleine und depressiv. Sie gründet einen Blog über Rassismus, wo sie alle Besonderheiten, die ihr über das für sie so neue Thema auffallen, einbringt und reflektiert. Eine Beziehung mit dem Afroamerikanischen Uniprofessor bringt sie wieder in intellektuelle Kreise. Doch auch da ist sie bald nicht mehr glücklich.
Zurück nach Nigeria
Sie gibt ihren sehr erfolgreichen Blog und ihre Beziehung auf und geht wieder zurück nach Nigeria. Was ihr früher in Nigeria normal vorgekommen ist, befremdet sie nach ihren Jahren im Ausland. Obinze hat ebenfalls eine Auslandserfahrung in England gemacht. Dort musste er Toiletten putzen und strebte eine Scheinehe an, um seinen Aufenthaltsstaus zu festigen. Doch vor dem Standesamt wurde er von der Fremdenpolizei abgefangen und nach Nigeria abgeschoben. Über Beziehungen entwickelt er sich zum erfolgreichen Geschäftsmann und wird reich. Damit genießt er plötzlich großes Ansehen, gewinnt eine schöne Frau und bekommt ein Kind mit ihr. Trotzdem fiebert er auf ein Wiedersehen mit Ifemelu hin. Sie macht verschiedenen Erfahrungen in der Berufswelt Nigerias, um dann wieder einen Blog zu gründen über Nigerias Eigenheiten. Dieser Blog ist tatsächlich auf der Homepage der Autorin angelegt.
Ein toller Roman! Rassismus war als Thema selten so schön verpackt, so ansprechend und mit soviel Herzblut präsentiert. Der Leser lernt zwei Welten kennen. In der einen Welt geht es um das Leben und die sozialen Rangordnungen in Nigeria, in der anderen geht es um das Leben einer dunkelhäutigen Intellektuellen in Amerika. Beide Welten sind mir fremd und werden mir sehr detailreich von der Autorin näher gebracht. Auch der Haupterzählstrang der Liebesgeschichte, den man leicht als kitschig abtun könnte, trägt das Anliegen und funktioniert, weil die Protagonisten als mehrdimensionale Figuren angelegt, die sich über die Jahre entwickeln.
Die Autorin
Auch von der Autorin Chmananda Ngozi Adichie selbst bin ich sehr angetan. „Americanah“ wird nicht der einzige Roman bleiben, den ich von ihr gelesen habe werden. Ich habe mir ihren TedTalk zum Thema Feminismus angesehen und mich sehr amüsiert. Die feministischen Anliegen in Nigeria dürften etwas anders gelagert sein, als unserer, aber was mir taugt ist, dass sie aufsteht und sagt, sie sei Feministin und sich für die Gleichstellung der Frauen einsetzt.
Nur mit dem Blogartikeln die im Roman zwischen den Erzähltext eingeschoben werden, wurde ich nicht recht warm. Da ist die Sprache recht schnoddrig und die Anliegen sind nie ausformuliert, sondieren nur kurz angedeutet und meist mit einer Frage in den Raum gestellt. Er dürfte eher als Art Gedankenaustausch gedacht gewesen sein, als dass er fundierte Essays geboten hätte. Fundierte Essays sind das Markenzeichen des morgigen Autors.
Chimamanda Ngozi Adichie
„Americanah“
Roman
Taschenbuch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Anette Grube
Preis € (D) 13,00 | € (A) 13,40
ISBN: 978-3-596-18598-6
608 Seiten,
FISCHER Taschenbuch