Ein Leben ohne Reue

Was macht ein gelungenes Leben aus?

Das können uns Menschen erzählen, die am Ende des Lebens stehen und zurückblicken. Der australischen Pflegerin Bronnie Ware haben einige ihrer todkranken Patienten anvertraut, was sie im Leben gerne anderes gemacht hätten. Und Bronnie gibt uns diese Weisheiten im Buch „5 Dinge die Sterbende am meisten bereuen“ weiter, damit wir später nichts bereuen müssen.

Gutes Leben

Gehen wir also gleich zum Wesentlichen: was sind also die 5 Dinge, die Sterbende am Totenbett bereuen?

1 Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarten.
2 Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
3 Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
4 Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
5 Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.

Mir selbst treu bleiben

Bronnie illustriert das jeweilige Kapitel immer mit der Geschichte eines ihrer Patienten. Grace hatte ihr Leben nach dem Willen ihres Mannes ausgerichtet und als er im Altersheim war und sie im Sterben lag, hatte sie das Gefühl, dass ihr ihr eigenes Leben, ihr eigener Wille entronnen war. Sie hatte nie das gemacht, was sie wollte. Sie ließ Bronnie mehrmals schwören, dass sie es besser machen und auf ihr Herz hören solle.

Nicht so viel arbeiten

John hatte immer viel gearbeitet und in seinem Beruf einiges erreicht und hohes Ansehen genossen. Seine Frau bat ihn, sobald als möglich in Pension zu gehen und mit ihr gemeinsam etwas zu unternehmen. Doch er konnte sich nicht von der Arbeit losreißen. Er versprach ihr, nur noch ein weites Jahr zu arbeiten. Während dieses Jahres wurde seine Frau krank und verstarb. Aus dem gemeinsamen Genuss der Freizeit wurde also nichts, was John dann sehr bitter bereute.

Gefühlen Ausdruck verleihen

Joszef hatte als KZ-Überlebender ein schwieriges Leben. Er hatte sich hinter viel Arbeit versteckt und neigte dazu, vieles für sich zu behalten, um Verletzungen zu vermeiden. Doch am Ende seines Lebens hatte er das Gefühl, seine Familie kenne ihn gar nicht. Es fühlte sich einsam und nicht verstanden.

Kontakt zu Freunden

Doris war sehr einsam im Pflegeheim. Die Kinder lebten im Ausland, niemand kam sie besuchen. Sie erinnerte sich gerne an ihre alten Freunde, hatte aber schon vor Jahren den Kontakt verloren. Bronnie konnte von eine dieser Freundinnen ausfindig machen. Und so konnte Doris einen Abend lang fröhlich kichernd mit dieser Freundin telefonieren, bevor sie am nächsten Tag für immer einschlief. Hier plädiert Bronnie dafür, den Kontakt mit Gleichaltrigen, mit denen einen ein lange Geschichte verbindet, nicht zu vernachlässigen.

Freude gönnen

Zu diesem Thema erzählt Bronnie von der Karrierefrau Rosemary, die sehr zielorientiert gearbeitet und gelebt hat und dabei vergessen hat, den Weg zu ihren Zielen zu genießen.

Interessanterweise ging es bei keinem diese Versäumnisse um materielle Dinge. Niemand bereute, irgendetwas nicht gekauft, oder nicht besessen zu haben. Es ging um Zwischenmenschliches und die guten Nutzung der eigenen Lebenszeit.

Eingebettet sind diese Patientengeschichten in die Geschichte von Bronnie Ware selbst. Sie arbeitete als Housesitterin und war ständig unterwegs. Sie hatte oft keine Ahnung, wie sie wieder zu Geld kommen sollte. Was ihr half, war ein großes Vertrauen und die Gabe im Moment zu leben, was sie auch mit Hilfe von Meditation kultivierte. Bronnie Ware ist auch vielseitig begabt, sie ist Musikerin, kann gut mit Menschen arbeiten und sie kann schreiben. Sie kann ihr großes Herz, ihr Güte, ihre positive Einstellung so zu Papier bringen, dass sie der Leser wie ein Geschenk empfangen kann. Außergewöhnlich!

Das Buch gab mir sehr zu denken. Es gibt so einiges, was ich in meinem Leben noch hinbekommen will. Mein Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil bringt mich immer näher zu mir selbst. Die Balance zwischen dem Familienleben, der Freizeit und der Arbeit zu schaffen und dabei auch noch Zeit für Freunde zu finden, ist besonders als Mutter eine Herausforderung. Da muss ich mich auf das Wesentliche besinnen: dem Austausch zwischen den Menschen und die Freude am tun. Also lächeln! Das Herz öffnen und genießen!

Nicht umsonst haben mir das Buch schon etliche liebe Menschen empfohlen. „5 Dinge die Sterbende am meisten bereuen“ ist ein wirklich inspirierende Buch, darüber, was das gute Leben ausmacht. Ein Buch zum Herz erwärmen, zum Nachdenken, zum neu Ausrichten und zum Handeln.


Bronnie Ware
„5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“
Aus dem Englischen von Wibke Kuhn
Originaltitel: The Top Five Regrets of the Dying. A Life Transformed by the Dearly Departing
Goldmann Verlag
(Hardcover im Arkana Verlag)
Taschenbuch, Broschur, 352 Seiten, 12,5 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-15752-5
Erschienen am 20. April 2015
€ 9,99 [D] inkl. MwSt.
€ 10,30 [A] | CHF 14,50 * (* empf. VK-Preis)