Diese Lügen glauben wir gerne

PR-Berater auf Abwegen: im Roman „Greenwash, Inc.“ von Karl Wolfgang Flender werden die Machenschaften der Agenturen beschrieben, die uns ein gutes Gefühl beim Einkaufen geben sollen.

Inhalt

Thomas Hessel ist ein aufstrebender PR-Berater in der Agentur Mars & Jung, er kümmert sich um das grüne Mäntelchen für große Firmen, um die schönen Geschichten über Verantwortung und Nachhaltigkeit. Er steht in Konkurrenz zu seinem Kollegen Christoph, den er zu übertrumpfen versucht, als er zum ersten Mal ereignisorientierte PR inszeniert. Auf einer Journalistenreise gegen Brandrodung in Brasilien inszeniert er ein „spontanes“ Waldfeuer, das zwar zwar fast das Leben eines Babys und einer jungen Frau kostet, aber gute Bilder und plötzlich engagiert Journalisten bringt. Diese Aktion verhilft Thomas auf zum Aufstieg in der sozialen Hierarchie der Firma. Um Mitzuhalten muss auch Christoph, das bisherige Liebkind des Chefs nachziehen und überlegt sich eine ebenfalls gefährliche Situation. Als die beiden nach dem Einsturz einer Textilfabrik erkennen, dass das Renommee ihres Klienten nicht mehr gerettet werden kann, ziehen sie auch noch andere Firmen in den Skandal mit hinein. Um dem eines draufzusetzen inszeniert Christoph auch noch eine spektakuläre und wieder lebensgefährliche Situation bei einer Führung durch eine vorbildliche Fabrik. So steigern sich die Aktionen der beiden. Der Chef stachelt die beiden gegeneinander auf und dann mischt auch noch der Praktikant mit und natürlich entgleist das Ganze.

Greenwashing

Der Begriff Greenwashing bezeichnet die Praxis einer Firma, die gar nicht grün und nachhaltig ist ein schönes grünes Mäntelchen zu stricken, um den Konsumenten die Produkte besser verkaufen zu können. Denn die Konsumenten wollen gute Geschichten und das Gefühl haben, sie tun mit ihrem Konsum Gutes. Die großen Konzerne lassen sich also mithilfe von Agenturen schöne, herzerwärmende Erzählungen einfallen, die nicht unbedingt mit der Realität zu tun haben. Es ist also eine Alibi-Aktion.

Der Roman ist der der Erstling vom deutschen Autor Karl Wolfgang Flender und das merkt man. Stellenweise ist er nicht sauber gestrickt oder Infos fehlen. Ganz warm geworden bin ich nicht mit dem Roman. Was „Greenwash, Inc.“ aber schön zeigt, ist wie die Werbemenschen ticken, welche Statussymbole sie so korrumpieren, dass sie von der ursprünglichen Intention die Welt zu retten absehen und sich mit einer schönen Oberfläche zufrieden geben. Mit Grauen kann man hier Praktiken verfolgen, die höchstwahrscheinlich nicht aus der Luft gegriffen sind. Die Unaufrichtigkeit und Skrupellosigkeit, die der Job erfordert, ist als Mensch nicht einfach und auf Dauer zu ertragen. Medikament und Alkohol sollen das schlechte Gewissen der Werber ruhig stellen.

Die Problemfälle zu denen die Werber gerufen werde sind echte: Brandrodung in Brasilien, der Einsturz einer Textilfabrik in Indien, die Elektroschrotthalde in Ghana.

Elektroschrott in Ghana

Ghana war für mich der interessanteste Schauplatz, denn von dort hatte ich noch nicht viel gehört. Aber schön war es nicht, von Kinder zu lesen die ohne Schutzkleidung in unserem gefährlichen Elektroschrott wühlen und Verbrennungsabgase einatmen. Aber es hat meinen Wunsch Elektroschrott zu vermeiden gestärkt. Deshalb gibt es zu diesem Buch wieder auch einen „Tun“- Beitrag.

Ein waches Buch, das stellenweise sogar lustig ist, obwohl es massiv desillusioniert. Falls dich das Thema Greenwashing interessiert, findest zu auf meiner Zero Waste Leseliste noch mehr Buchempfehlungen.


Karl Wolfgang Flender
„Greenwash, Inc.“
Roman
392 Seiten Erstmals im Taschenbuch
Erscheinungstag: 17.11.2016
ISBN 978-3-8321-6399-0

€ 19,99 (D)