Der österreichische Filmemacher Werner Boote sprach auf den Erdgesprächen 2018 über Menschen die er inspiriert hat. Er erzählte auch von Sandra, nur hatte ich keine Ahnung wer Sandra ist.
Am 3.Mai fanden heuer die 11. Erdgespräche im Wiener Museumsquartier statt und ich war das erste Mal im Publikum dabei. Eine außergewöhnliche Veranstaltung! Nicht nur, dass vier inspirierende Redner durften aufs Podest durften und ihre Arbeit vorstellten, auch das ganze Event war möglichst nachhaltig (Möbel von grüner Erde, Glaskaraffen mit Trinkwasser, wiederverwendbare Becher usw.) mit vielen Freiwilligen organisiert. Hier findest du die Links zu den Erdgesprächen zum Nachhören und -sehen auf Deutsch und Englisch.
Aber nun zu Sandra
Werner Boote zeigte ein Foto von sich und einer Frau und sagte, das ist die Sandra, als ob man sie kennen müsste. Und dann, das ist Peter ihr Mann und dann ein Artikel aus der Kronenzeitung mit dem Titel „Ein Advent ohne Plastik“. Und ich wurde neugierig.
Die Steirerin Sandra Krautwaschl hat nachdem sie Werner Bootes Film „Plastic Planet“ gesehen hatte, versucht, mit ihrer fünfköpfigen Familie für sechs Wochen möglichst plastikfrei zu leben. Sie hatte dabei intensive Medienbegleitung, die an mir vorübergegangen ist: sie hat ein Blog geführt, sie wurde von einem Filmteam begleitet und sie hatte eine Medienkooperation mit der Krone. Und sie hat ein Buch darüber geschrieben: „Plastikfreie Zone- wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben“. Es kam 2012 heraus, hat also schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, es lohnt sich aber trotzdem es zu lesen.
Das Buch dokumentiert das 6-wöchige Experiment, schildert die Herangehensweise und die Zweifel. Ein Fokus liegt auch auf der praktischen Umsetzung des Vorhabens, also: was verwende ich statt dem gewohntem Plastikteil? Wie kaufe ich ein? Was kann ich überhaupt weglassen? Im Buchanhang werden dazu Bezugsquellen aufgelistet. Es bietet aber noch einen reflektierten Teil. Sandra denkt darin über die Rolle, die sie bei dem Experiment einnehmen wollte nach. Sie wollte nicht als exzentrischer, militanter Öko wirken, sie wollte verständlich machen, dass der Verzicht auf Plastik für jeden im Alltag integrierbar ist, und dass es nicht um Perfektion geht, sondern, dass man hin und wieder den Plastikverschluss bei der Ölflasche in Kauf nehmen muss. Ihr ist es mit dem Experiment gelungen auch Menschen in ihrem Umkreis zu inspirieren und in ihrer Heimatgemeinde ein Stoffsackerlprojekt ins Leben zu rufen.
Das Ehepaar Krautwaschl hatte vereinbart, dass sie das Experiment abbrechen würde, wenn es keinen Spaß mehr macht. Doch auch nach dem vereinbarten 6 Wochen wird das plastikfreies Leben weitergetrieben und sogar ausgeweitet. Der Familie wurde bewusst, dass es auch auf anderen Feldern Handlungsbedarf gibt (zB Fleischkonsum).
Sandra Krautwaschl ist mittlerweile politisch bei den steirischen Grünen aktiv, was die Partei nach den letzten Vorkommnissen wieder ein Stück glaubwürdiger macht.
Sandra Krautwaschl
„Plastikfreie Zone – Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben“
Taschenbuch, Broschur, 288 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
8 S. farbiger Bildteil
ISBN: 978-3-453-60229-8
€ 8,99 [D] | € 9,30 [A]
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.06.2012