Die Bienen verstummen

Zum Frühlingsdurchbruch präsentiere ich heute den Bestseller „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde, der sich gut in meinen Umweltschutzschwerpunkt einreiht.

Der Roman „Die Geschichte der Bienen“ wird in drei Erzählsträngen aufgeteilt, in jedem davon geht es um Menschen und ihre Beziehung zu Bienen. Der Protagonist der ersten Geschichte ist William, das Handlungsjahr 1852. William leidet unter eine Depression, weil er sein geliebtes wissenschaftliches Arbeiten zugunsten des Erhalts seiner Familie aufgegeben hat. Seine Tochter Charlotte inspiriert ihn und bringt ihn dazu, sich mit Bienen zu beschäftigen. Gemeinsam entwickeln sie neuartige Bienenstöcke um die fliegenden Gesellen besser studieren zu können. Doch auch diese neue, zuerst befriedigende Beschäftigung führt zu Rückschlägen.

Der zweite Handlungsstrang spielt im Amerika der Gegenwart. George betreibt einen Bienenfarm und will sie seinem Sohn Tom vererben, doch der will lieber Journalist werden und schreiben. Als plötzlich die rätselhafte Bienenkrankheit Colony Collapse Disorder (CCD) einen Großteil der Farmbienen vernichten, steht der Sohn seinem Vater doch bei.

Der letzte Handlungsstrang spielt 2089, also in der Zukunft. Tao und ihr Mann sind zwei von vielen Chinesen, die ihren Lebensunterhalt mit der händischen Bestäubung von Obstbäumen verdienen. Das ist harte Arbeit, die nur wenig Freizeit lässt. An einem ihrer seltenen freien Tage, wollen sie mit ihrem Sohn Wei-Wen ein gemütliches Picknick machen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Wald, wird der Bub plötzlich weiß und bekommt Atemnot. Schnell bringen ihn die Eltern in ein Spital. Dort wird er abgeschirmt. Die Eltern erfahren nichts über seinen Zustand, dürfen ihn auch nicht sehen. Später heißt es, er sei nach Peking verlegt worden. Tao macht sich alleine auf die Suche nach Wei-Wen in die verlassene Metropole, in der die verbliebenen Menschen hungern und zu allem Möglichen im Stande sind.

Die Norwegerin Maja Lunde ist ursprünglich Kinderbuchautorin. „Die Geschichte der Bienen“ ist ihr erstes Werk für Erwachsene. Und das merkt man dem Roman sehr positiv an.

Zum einen ist er sehr lesefreundlich erzählt. Die Sprache ist einfach, die Kapitel sind recht kurz, was zum schnellen weiterlesen motiviert. Sie baut auch gerne Cliffhänger ans Ende der Kapitel.

Das Bienensterbens und all seine Konsequenzen handelt Lunde gekonnt ab. Die notwendigen Infos lässt sie auf wenig aufdringliche Weise in den Text einfließen und durch die drei Hauptfiguren in drei verschiedenen Zeiten ist die tatsächliche Geschichte gut abgedeckt. Lunde zeigt die Zukunft beklemmend, gibt aber dann noch am Schluss einen Funken Hoffnung mit.

Was mir noch gefällt, ist, dass es um Eltern-Kind-Beziehungen geht. In jedem Erzählstrang will ein Elternteil seinem Kind etwas mitgeben, aber das Kind mag aber nicht so recht mitspielen. Hier geht es darum, was geben wir weiter? Wie gehen wir mit unseren Kindern um? Was heißt es, ihnen ein gutes Leben ermöglichen zu wollen?

Und obwohl ich sehr viel positives über das Buch sagen kann, ich es auch gerne gelesen habe, hat es mich nicht ganz erwischt. Vielleicht ist die Handlung doch zu konstruiert? Ich komme nicht drauf. Eine Kleinigkeit zum Meisterwerk fehlt mir. Trotzdem kann ich es reines Herzens empfehlen.

„Die Geschichte der Bienen“ ist zurecht ein Bestseller. Darüber bin ich froh, denn mit dem unheimlichen Pekingszenario schafft man vielleicht mehr Aufmerksamkeit für das Bienensterben, das heute, – jetzt -, stattfindet, als es ein trockener Nachrichtenbericht könnte.

Und habe ich mir auch „Die Geschichte der Wassers“ von Maja Lunde zu Gemüte geführt, ein Buch über dir zukünftige Wasserknappheit. Maja Lunde scheint sensibel, was Umweltschutzthemen betrifft.


Maja Lunde
„Die Geschichte der Bienen“
btb Verlag
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-442-75684-1
Erschienen: 20.03.2017
€ 20,60 [A]