Dann gab es natürlich Versuchungen. Ich musste ein Paket aufgeben und die nächstgelegene Abgabestelle war in eine Buchhandlung. Ein Freund meines Sohnes wünschte sich ein bestimmtes Buch zum Geburtstag. Ich ging Bummeln und stand plötzlich in einer Buchhandlung. Ich hatte vergessen das Lesekreisbuch zu lesen.
In der ersten Woche war ich alleine zuhause mit noch zwei ungelesenen Büchern. Es sieht mich ja keiner, dachte ich kurz. Und dann, ja doch, du selbst. Oh! Ich tat es nicht. Ich las brav alle meine Zeitungen, ich studierte die Buchbeilagen, was ein wenig so war, wie Rezepte zu lesen, wenn man Hunger hat. Ich genoss die sehr unterhaltsam verfassten Verrisse, aber mich verlangte nach mehr.
Es gab Tiefpunkte an denen ich mir dachte, bevor meine Ehe in die Brüche geht, sollte ich doch vielleicht besser ein Buch zur Hand nehmen und mich beruhigen.
Ich habe durchgehalten, aber ich würde es nicht wieder tun. Denn Lesen ist für mich ein Grundnahrungsmittel, kein Genussmittel, wie ich anfangs geglaubt habe.