
Lektion vom Bücherfasten: Lesen hilft gegen zu viele Gedanken
Diese Woche hat mich eine liebe Freundin in der U-Bahnstation Schottentor mit einem Buch erwischt. Wie konnte das während meines Lesefastens passieren? Relativ bald, nachdem ich mein Fasten gestartet habe, wurde mit klar, dass ein Treffen meines Lesekreises in die Fastenzeit fallen würde und ich verabsäumt hatte, das entsprechende Buch noch vor Fastenbeginn zu lesen. Daher machte ich mit mir den Deal, dass ich den Romen: „Alexis Sorbas“ von Nikos Kazantzakis nur während des U-Bahnfahrens lesen durfte. Denn beim U-Bahnfahren schmerzt mich das Fasten am wenigsten, das mühsame ist der Abend.
Abendliche Entspannung ist für mich ohne Buch sehr schwer herzustellen. Unser Wasserverbrauch hat sich seit Fastenbeginn erhöht, weil ich entweder ins Dampfbad gehe oder mich in die Badewanne lege. Nur dort ist es ohne Buch auch nicht so fein, es droht die akute Gefahr des Verschlafen. Was mittlerweile hilft, ist häkeln. Ich sitze also abends mit einem Knäuel Wolle und der Häkelnadel und lausche klassischer Musik, wie es schon meine Uroma getan hat. Ja, klassische Instrumentalmusik funktioniert bei mir entspannend. Das hat womöglich den Grund, dass ich kein Instrument spielen kann, schlecht singe und mich auch sonst niemals mit Musik beschäftigt habe. So ist es einfach ein netter, unbedarfter Hörgenuss.
Klassische Musik entspannt mich mehr als meine eigenen Gedanken. Denn, das ist mir schon aufgefallen, das Lesen hilft gegen zu viele Gedanken. Meine Gedanken sind wenig unterhaltsam und nur selten entspannend. Ohne eine Geschichte im Kopf reflektiere ich ständig und tendiere dadurch, mich selber sehr wichtig zu nehmen. Beim Lesen habe ich gar keine Zeit mir Sorgen über mein Leben zu machen, sondern nehme etwas anders in mir auf. Während ich lese, existiere ich nicht wirklich, sondern nur als Gefäß.
Ich hatte ja die Hoffnung gehabt, dass ich das Lesefasten dazu führen würde, dass ich am Abend produktiver bin. Bin ich aber nicht. Abends bin ich genauso müde und unlustig, wie schon vor dem Bücherfasten und mag auf keinen Fall noch etwas aktiv oder kreativ tun.
Meine Gedanken kreisen derzeit oft, um die Zukunft des Blogs. Nicht erst seit dem MaximaComepass Bloggerfestival beschäftigt mich die Frage, wie das denn weitergehen soll. Ich kann nicht mehr mit dem professionell, Vollzeit betriebenen Blogs mithalten. Ich will es auch nicht, ich will mich auch nicht für Werbung verkaufen.
So habe ich nun schon einmal die Hintergrundfarbe geändert. Und die Schriftarten. Und ich habe die Leselisten rausgenommen. Weitere kleine Änderungen werden noch folgen, da bin ich mir fast sicher.
Und erst Abends nachdem diese Adaptierungen vorgenommen hatte, ist mir beim Häkeln plötzlich aufgegangen, dass mein Blog nun dieselbe Hintergrundfarbe hat, wie mein in Produktion befindlicher Häkelschal. Alles gerät durcheinander! Und das schlimmste ist, dass mir das Lesen von „Alexis Sorbas“ gar keinen Spaß macht. Ich bin nur bis Seite 54 gekommen und werde mir die Diskussion im Lesekreis nur anhören können.
Ich kann nur hoffen, dass das an diesem Buch liegt, dass mir nicht die Leidenschaft für das Lesen abhanden gekommen ist und die Leselust wiederkommt, wenn ich wieder Wahlfreiheit bei meiner Lektüre habe.
Gibt es Empfehlungen für ein super-supergutes Buch zum Fastenbrechen am Karsamstag Abend? Biiitte!