Mit dem Wohlstand kommt der Müll

Ein Vergleich von Zero Waste Ratgebern: Bea Johnson und Shia Su

Meine Großeltern haben als Jugendliche den Krieg erlebt. Sie kannten Armut und Mangel, sie waren sparsam in allem was sie taten. Sie bauten ihre eigenes Obst und Gemüse an, das sie auch konservierten, und die Abfälle kompostierten sie. Sie hielten eine zeitlang ein Schwein, das mit Küchenabfällen gefüttert und irgendwann selbst aufgegessen wurde. Sie holten Milch mit der Milchkanne, ihre Einkäufe mit einem Korb. Sie reparierten alles was anfiel, sie stopften Socken. Sie verwendeten Stofftaschentücher. In ihrem Haushalt gab es kaum Plastik.

Und dann kam der Wohlstand. Und damit die Umweltverschmutzung, die Müllberge, das Plastik, die billige Kleidung, die Wegwerfbecher.

Zero Waste: was ist das?

Ich bin Zero-Waste Anfängerin. Zero Waste ist eine Bewegung, die Müllreduktion zum Ziel hat. Zero bedeutet Null und Waste kann Abfall oder auch Verschwendung heißen.

Also Null Müll werde ich nicht schaffen, aber mein Ziel im ersten Jahr ist, meine Müllproduktion zumindest zu Vierteln. Das heißt, statt wöchentlich zwei Müllsäcke rauszubringen, nur mehr einen, alle zwei Wochen. Denn die Umstellungsphase wird ihren Tribut fordern.

Wie alles was ich mache, beginne ich so ein Vorhaben natürlich indem ich Büchern lese.

Es gibt derzeit zwei Standardwerke für Zero Waster: „Zero Waste- weniger Müll ist das neue Grün“ von Shia Su und „Glücklich Leben ohne Müll!- Reduziere deinen Müll und vereinfache dein Leben“ von Bea Johnson.

Die beiden vergleiche ich hier miteinander, damit Du Dich entscheiden kannst, mit welchem Du beginnen sollst, welches Dir liegen könnte. Beide haben ihre Berechtigung. Beide sind gut. Mir liegt Bea Johnson, für einen niederschwelligen Einstieg kann Shia Su aber zugänglicher sein.

Inhaltlich bauen Sie auf demselben Grundgedanken auf. Die Handlungsanweisung für die Müllvermeidung erklären beide gleich:

1 Refuse: Vermeide Abfall (Keine Werbepost, keine Gratisgoodies, keine Plastikverpackungen…)

2 Reduce: Reduziere deinen Besitz und damit deinen Verbrauch

3 Reuse: Verwende das, was du schon hast, möglichst oft/lange weiter (Schraubgläser, Stofftaschentücher, Stoffservietten, Einkaufstaschen,…)

4 Recycle: Was nicht mehr funktioniert, gib zum Recycling

5 Rot: Kompostiere

Hier kommst du zum Detailvergleich der Bücher: 201700209-zero-waste-buchervergleich

Warum Zero Waste?

Mit der Müllreduktion bekommst Du einen ganz anderen Blick auf unsere Gesellschaft. Du hinterfragst deinen Konsum, du hinterfragst dein Leben. Ja, das kann anstrengend sein. Ja, das kann desillusionierend sein.

Aber irgendwann hast Du einen neuen Blick und Du kannst Dein frühes Ich kaum mehr verstehen. Du siehst plötzlich, dass du zuviele Kosmetikprodukte besitzt. Du fragst dich, wie du ernsthaft jemals ein Plastiksackerl annehmen konntest. Dir ist unverständlich, wie Du Tee mit Teebeuteln zubereiten konntest.

Der beste Grund für mich auf Zero Waste umzusteigen ist, dass ich seit Jahren wieder das Gefühl habe, ich kann in dieser Welt etwas bewirken. Ich muss nicht warten, bis sich Politiker auf Klimakonferenzen auf laue Klimaziele einigen, sie dann irgendwann entsprechende Gesetze machen und wir dann in ferner Zukunft unseren CO2 Verbrauch reduziert werden haben.

Nein. Ich mache einfach! Mit jedem Abfall, den ich vermeiden habe, entsteht weniger CO2. Mit jedem nachwachsenden Rohstoff, den ich bevorzuge, mache ich mich von Plastik unabhängig. Mit jedem Einkauf, sage ich, was ich haben will und was nicht. Und das gibt mir das Gefühl, mein Leben selbst zu bestimmen und damit auch noch etwas Gutes für alle anderen Menschen auf den Planeten zu tun.

Und das macht mich richtig zufrieden.

Ist das aufwändig?

Ich bin noch in der Umstellungsphase. Ich setze einen Fuß vor den anderen. Ich bin auf Stofftaschentücher- und Servietten umgestiegen. Ich flicke Kleidung. Ich miste aus. Ich bestelle Kataloge und Mitgliederzeitschriften ab. Ein Projekt ist es gerade unsere Milchprodukte in Pfandgläsern herzubekommen. Und bis ich alle meine neuen Quellen gefunden habe, wird es noch dauern und es kostet mich Zeit.

Aber erfahrende Zero Waster sagen es einfach und wenig aufwändig. Und das glaube ich auch. Und die Suche macht Spaß, regt mein Hirn an und lässt mich die Stadt neu entdecken. Eine große Hilfe ist auch die konstruktive Facebookgruppe Zero Waste Vienna. Danke auch dorthin, von Euch lerne ich sehr viel!

Und ich glaube, meine Großeltern wären stolz auf mich. Schade, dass sie mir keine Tipps mehr geben können. Und was noch viel wichtiger ist, ich hoffe, meine Kinder werden irgendwann auch stolz auf mich sein. Und ich kann ihnen KnowHow und eine saubere Umwelt weitergeben.

Ich kann nicht anders

Ich kann nicht anders, das ist zwar ein Bücherblog, aber das Thema Zero Waste krempelt gerade mein Leben um. Diese Serie „Bücher für Zero Waste“ wird also weitergehen. Zu folgenden Themen plane ich noch Beiträge:

  • Der erste und wichtigste ist: wie kann ich als Buchliebhaberin Zero Waste praktizieren?
  • Kosmetik und Reinigungsmittel selber herstellen
  • Reparieren (Nähen, Kleben…)
  • Kleidung
  • Garteln
  • Lebensmittel konservieren

Bleib dran! Mach mit!

Fang mit etwas Leichtem an: stecke ein Stoffsackerl ein!

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Zero Waste Bücher, Bea Johnson, Shia Su