Freiwillige Werbung oder meine erste Lesechallenge

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So eine Lesechallenge macht viel mehr Arbeit als zuerst gedacht. Es wird verlangt, seinen Lesestatus zumindest fünfmal mit Kommentaren abzudaten, eine Kurzrezension zu verfassen, Rezensionen auf verschiedenen Portalen zu veröffentlichen, Fotokunst zu machen, sich eigenen Morde ausdenken.

LovelyBooks

LovelyBooks wird betrieben von der aboutbooks GmbH, einem Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Es soll Leser miteinander verbinden, Austausch ermöglichen, bietet aber auch Autoren die Möglichkeit ihr Buch zu promoten. Das ist für mich eine  widersprüchlich Position. Auf welcher Seite steht das Portal? Will es Autoren und Verlagen helfen Bücher zu verkaufen, oder mich neutral begleiten? Will es meine Leseverhalten abchecken? Will es Daten sammeln? Als Leser fühle ich mich verunsichert.

Bei der Lesechallenge soll ich zum Gegenwert eines Hardcoverbuches soll ich auch verschiedenen Portalen Werbung machen, das eigene Netzwerk Lovelybooks stärken, indem ich hier ständig Statusmeldungen mache. Natürlich kann ich ja einfach nicht mitmachen, das mir zugesandte Gratisbuch lesen und es gut sein lassen. Aber da kommt das schlechte Gewissen ins Spiel. Für jede Aktion gibt es Punkte. Der Hauptpreis, ein Krimidinner interessiert mich gar nicht, aber die Buchpakete für die weiteren 9 Plätze schon. Und wenn ich etwas mache, will ich es ja gut machen.

Ein riesiger Zeitaufwand wird gefordert und in meinem Fall, für ein Buch, das ich nicht gut finde. „Totenhaus“ von Bernhard Aichner kann ich auf keinen Fall empfehlen. Das interessanteste für mich war, dass ein Buch das ich beim einfachen Privatlesen als „geht schon“ eingestuft hätte, wie den ersten Roman „Totenfrau“, bei genauerer Beschäftigung komplett unbrauchbar war und zu einem massiven Ärgernis geworden ist. Beruhigend zu sehen war, dass auch andere Challengeleser das Buch ähnlich bewertet haben.

Marketing

Ich bewundere den Autor Bernhard Aichner für seine Vermarktungsfähigkeit. Er gab und gibt allen führenden österreichischen Zeitschriften Interviews. Sein Gesicht kann man überall sehen. Gut, er sieht ganz gut aus, aber das wird nicht reichen, wenn er nicht an seinem Schreibstil arbeitet (siehe Rezension). Ich muss gestehen, da tut es mir um andere Autoren, die richtig gute Sachen schreiben, und keinen Verlag finden, sehr leid. Ich weiß, wie schwer es ist, gut zu schreiben. Ich bin selber an meinen hohen Ansprüchen gescheitert. Aber deshalb ist mir noch wichtiger, dass wirklich gute Dinge Aufmerksamkeit bekommen. (Ein neues Manifest?)

Ich schließe hiermit nicht aus, bei einer weiteren Lesechallenge mitzumachen. Aber nur bei einem Buch, bei dem ich annehmen kann, dass es mir wirklich gefällt. Für etwas anderes mag ich mir nicht mehr die Zeit nehmen.