Marchel und Margarita

071229 Blog 012Margarita Kinsters und meine Wege kreuzen sich von Zeit zu Zeit, dass ich sie kenne wäre zu viel gesagt. Aber sie inspiriert mich jedes Mal mit ihrem Engagement für Literatur. Und jetzt ist sie natürlich eine Motivation endlich einen Roman fertig zu bekommen und auch dann an einen guten Verlag zu bringen.

Ihren Erstlingsroman „Mittelstadtrauschen“ habe ich nun endlich gelesen. Ich kann die flotte Wiengeschichte wirklich als gute Leseunterhaltung empfehlen. Den Roman habe ich so schnell wie sonst keinen in letzter Zeit verschlungen, nicht zuletzt deshalb, um mir in meiner Demenz die vielen Figuren gut zu merken.

Natürlich war ich auch bei Margaritas Lesung in der alten Schmiede, die voller Fans war und wo man sich zum Signieren in eine Schlange einreihen musste.

Aber sie hat nicht alleine gelesen. Vor ihr war Roman Marchel dran. Diesen Namen hatte ich zuvor noch nie gehört, werde ich mir aber zu merken haben. Er brachte nur wenige Fans mit, und stellte seinen Erzählband „Wir waren da“ vor. Inzwischen habe ich den Erzählband auch gelesen. Die Geschichten handeln fast durchwegs von Kindern oder Jugendlichen und sind durch ihren Einzigartigkeit spannend. Wo sich der Autor noch schwer tut ist einen knackigen Anfang für die Geschichten zu finden. Aber teilweise schafft er so stimmige Bilder und extrem gute Formulierungen, dass man ihm das verzeiht.

Hat man das Glück den Autor, der anscheinend in seinem Brotberuf ständig reden muss und daher eine gereizte Stimme hat (ich vermute Lehrer), im Gespräch zu hören, wird man auf das Beste unterhalten.

Der Erzählband ist die perfekte Lektüre für die U-Bahnfahrt von Landstraße nach Hütteldorf.

Noch eine Anmerkung noch zur Lesung in der alten Schmiede: Ich war ganz froh, dass Angelika Reizer die Moderatorenrolle übernahm, nicht Kurt Neumann. Es stellt sich aber heraus, dass sie es schafft, in Neumannmanier zu reden und Fragen zu stellen, die keine Fragen sind.

Sollten Literaturwissenschafter nicht wissen, dass ein Essay sich nicht zum direkten Vortrag eignet? Und dass es niemanden vorgelesenen, verschachtelte Sätzen folgen kann? Ich bitte um freie Rede.