Die Berge, sie rufen mich

091001 151

Durch Zufall habe ich nun drei Bücher hintereinander gelesen, in denen eine Bergtour eine entscheidende Rolle spielt.

Beim ersten Buch wusste ich, dass der Mount Everest eine Hauptrolle spielen würde. Schließlich habe ich schon Auszüge von Thomas Glavinic „Das größere Wunder“ bei einer Lesung im MQ gehört. Ich hatte eine Riesenfreude, als ich es an dem Tag in unseren kleinen Bücherei entdeckte, als ich meinem Mann mitgeteilt hatte, ich würde nur mehr in die Hauptbücherei gehen, denn in der kleinen finde ich nichts mehr Interessantes.

Und ich wusste, egal welche für Kritiken das Buch bekommen würde, ich würde es lesen, wegen dem Mount Everest, der eine alte Schwäche von mir ist. Eine Zeitlang schaute ich jede erdenkliche Dokumentation über Everestbesteigungen. Und ich weiß nicht, woher meine Faszination als Flachländerin gerade für diesen Berg kommt. Ist es Nepal? Sind es die Shepas? Ist es der Massentourismus? Ich weiß es nicht.

Aber was ist nun mit dem Buch? Es hat mich trotz einiger Schwächen gefesselt und mir Freude beim Lesen bereitet. Es gibt drei Handlungsstränge: die Kindheit und Jugend des Protagonisten Jonas, seine Liebesgeschichte mit Marie (unnötige Namensgleichheit der Protagonisten aus Glavinics „Arbeit der Nacht“) und seine Everestbesteigung. Die Herkunftsgeschichte ist interessant, bleibt aber manchmal schematisch und flach. Warum Jonas immer einen übermächtigen Beschützer haben muss, ist mir nicht ganz klar, und macht ihn nicht sonderlich sympathisch.

Die Liebesgeschichte ist wie immer bei Glavinic stark idealisiert. Die Frau ist zu gut, um wahr zu sein. Die Everestgeschichte finde ich wunderbar gelungen.

Beim zweiten Buch, „Das erste Jahr ihrer Ehe“ von Anita Shreve, hatte ich mit keinem Berg gerechnet. Ein Ehepaar besteigt mit zwei anderen Paaren den Mount Kenya. Eine Frau verunglückt dabei, die Protagonistin gibt sich daran die Schuld. Das Buch muss man nicht gelesen haben, es ist nur insofern interessant, als es von Kenia erzählt, dabei sich immer wieder auch auf Tania Blixen bezieht. Sonst sind die Erzählstränge etwas zu durcheinander, als ob sie der Wirklichkeit angepasst wurden.

Im dritten Buch hätte ich nie einen Berg vermutet. „Die Ordnung der Sterne über Como“ von Monika Zeiner, war das erste Buch, dass ich nun von der Shortlist des Deutschen Buchpreises gelesen habe. Am Handy. Ich habe mir von diesem Debüt nicht sehr viel erwartet. Aber es hat mich gepackt. Die Sprache, die Geschichte. Die Musik. Ein richtig gutes Buch über eine Dreierfreundschaft. Richtig gut!

Nur eines ist schade, in Berggeschichten muss immer jemand sterben.