Urlaubslektüre – Teil 2

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Für welches Buch aus dem Hotelregal habe ich mich also entschieden? Für Siri Hustvedts „Der Sommer ohne Männer“. Das hört sich doch nach einer netten Unterhaltung von einer intellektuellen Autorin an, oder?

Siri Hustvedt

Leider wusste ich nach der Lektüre, warum die Vorbesitzerin es nicht nach Hause nehmen wollte. Die Autorin will mit dem dünnen Buch zu viel. Es ist die Geschichte einer Beziehungspause nach dreißig Ehejahren. Die Frau stürzt in die Krise. Nach einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik verbringt sie den restlichen Sommer bei ihrer Mutter und gibt einen Lyrikkurs für pubertierende Mädchen. Zudem freundet sie sich noch mit den gebrechlichen Freundinnen ihrer Mutter an, referiert über Jane Austen und hält einen intellektuellen Diskurs mit einem Unbekannten und gibt der Nachbarin und deren Kinder Asyl. Und nebenbei versucht sie noch ihre sexuelle Geschichte, vor ihrem Mann aufzuarbeiten. Und das alles leider halbherzig. Die Konzentration auf zwei oder drei Stränge hätte nicht geschadet, und auch eine Entscheidung, ob es um Herzlichkeit, Wärme, Menschliches oder Intellektuelles geht. So hält man nicht Fisch, nicht Fleisch in der Hand und stellt schlussendlich das Buch in das traurige Hotelregal zurück.

Ich habe natürlich auch eigene Urlaubslektüre mitgebracht.

Raymond Carver

Zur Zeit lese ich gerne Kurzgeschichte, weil ich an einer schreibe, von deren Ausgang ich noch nichts weiß. Also habe ich mir von Raymond Carver „Beginners“ mitgenommen. Der ursprüngliche Titel dieser Kurzgeschichtensammlung war: „Wovon wir reden, wenn wir über Liebe reden.“ Ich habe hier die ungekürzte Fassung, mit dem ursprünglichen Titel. In den ersten Geschichten, geht es hauptsächlich um Alkoholmissbrauch und seine Folgen. Und ich frage mich, haben Kurzgeschichtenautoren immer so viel getrunken? Bei Richard Yeats bereitet sich auch jede zweite Seite jemand einen Drink zu. Alice Munro trinkt hoffentlich nicht regelmäßig und nicht so vernichtend, oder? Ich hoffe, die Zeiten haben sich geändert. (Ich kann hier mangels kostenlosem Internets nicht eingehend recherchieren.)

Und ich habe natürlich noch ein zweites Buch mitgenommen… weiter zu Teil 3