Endlich kann ich einen Teil eines alten Versprechens einlösen. Ich habe nun „Der Winter tut den Fischen gut“ von Anna Weidenholzer gelesen und – um das einmal vorweg zu schicken – gerne gelesen. Mir hat die Geschichte über eine ganz normale Frau in ihrem ganz unspektakuläres Leben gefallen. Das Thema Arbeitslosigkeit wird respektvoll beleuchtet, ohne es überzustrapazieren. Die Autorin schreibt in stabiler Qualität, sodass man, wie Mariamagdalena, die Lupe auspacken muss, um die sprachlichen Ungenauigkeiten zu finden.
Perfekt finde ich den Roman aber auch nicht. Aber ich habe mich weniger an den sprachlichen Schnitzern gestoßen, sondern mich eher mit zwei großen Fragen aufgehalten.
Warum erzählt die Autorin die Geschichte rückwärts? Die raffinierte, aufwändige Erzählart offenbart dem Leser dieses Buches keine großen Geheimnisse. Ich habe den Verdacht, dass die verkehrte Erzählform gewählt wurde, um die unspektakuläre Geschichte etwas spannender zu gestalten. Der Leser glaubt natürlich, er sei großen Geheimnissen der Vergangenheit auf der Spur und liest gierig drauf los. Denn er will wissen, wer dieser Otto im Kühlschrank war, ob die Arbeitslosigkeit selbst verschuldet ist und was mit dem werten Gatten passiert ist.
Das Thema Ehemann führt mich zur nächsten Frage: Warum spart die Autorin wichtige Dinge aus und erzählt andere wieder allzugenau? Der Leser weiß auch am Schluss nicht sicher, wie der Ehemann umgekommen ist, dafür weiß er, dass Maria in einem Sommer gleichzeitig wie ein nackter Schwimmer im See schwimmen war. Der Nackte trägt sonst aber nichts zur Geschichte bei. Hier gibt es für mich ein Ungleichgewicht.
Trotz dieser offenen Fragen, werde ich weitere Werke der Autorin gerne zur Hand nehmen.