Warum ist „Shades of Grey“ von E.L. James ein Bestseller? Diese Frage stellte ich mir beim Lesen ständig. Der Roman ist als innerer Monolog einer unsicheren jungen Frau geschrieben, also einer Figur, mit der sich jede Frau einfach identifizieren können sollte. Denn wer ist schon perfekt, wen quälen nicht manchmal Unsicherheiten? Und welche dieser realen Anti-Prinzessinen würde nicht gerne von einem wunderbaren Prinzen erwählt werden? Die gute Ana fragt sich ständig, warum ich? Der Prinz Christian Grey (der Titel bezieht sich auf ihn und seine verschiedenen Facetten) ist reich, sieht gut aus und kann ganz lieb sein. Die Autorin baut die Spannung damit auf, dass der Prinz aber manchmal sehr gerne böse ist. Ana erklärt sich die bizarren Vorlieben mit seiner schweren Kindheit. Die etwas naive Ana versucht Christian zu retten, scheitert aber und verlässt ihn am Ende des Romans heulend. Tja.
Die scheiternde Liebesgeschichte bietet genügend Platz für ausführliche Sexszenen. Die Autorin zieht dafür alle möglichen Orte und Gegenstände heran, aber schlussendlich ähneln sie einander und werden damit uninteressant.
Die Autorin versteht es, Spannung aus wenigen Zutaten zu erzeugen. Gemäß Schreiblehrbuch lässt sie jedes Kapitel mit einem Cliffhänger enden. So verzeiht man ihr, dass bis ca. Seite 100 nichts passiert, außer dass Ana ständig rot wird, wenn Christian Grey sie ansieht. Bis dahin und auch später noch wird ausgiebig geschmachtet, wie toll denn nicht seine grauen Augen und sein Outfit und sein Büro und sein Hubschrauber sind. (Dem Alter bin ich Gott sei Dank entwachsen!)
Als Nicht-Anheizliteratur ist mir der „Nacktbadestrand“ lieber.
Die beiden Fortsetzungen von „Shades of Grey“ werde ich nicht lesen. Ich hielt schon „Twilight“, als dessen Fanfiction „Shades of Grey“ entstanden ist, gar nicht aus.
Um die „Badewannentage“, die Fortsetzung von Frau Vavrik Liebesgeschichten bin ich schon in der Buchhandlung herumgeschlichen…