Anheizen: „Nacktbadestrand“ vs. „Shades of Grey“ – Teil 1

Die fast achtzigjährige Pensionistin Elfriede Vavrik hat ein Buch über ihr Sexleben geschrieben. Die betagte Dame hat beschlossen ihr seit vierzig Jahren brachliegendes Sexleben mithilfe von Inseraten wieder zu beleben. Und es läuft. Sogar gut. Mit verschiedenen Männern, am liebsten unter fünfzig.

Sie schreibt darüber ganz ungeniert und unkompliziert über ihre Erfahrungen, und auch über ihre Bedenken. Zwischendurch streut sie ganz amüsante erotische Kurzgeschichten (z.B.: eine schmutzige Version von Schneewittchen) ein.

Beim Lesen von „Nacktbadestrand“ hatte ich ständig einen imaginären, muffigen Geruch in der Nase. Möglicherweise hat das mit den zahlreichen Fotos im Buch zu tun. Eine rüstige, weißhaarige Frau mit einem knielangen Rock schaut einem da in alltäglichen Posen entgegen. Die Autorin sieht aus wie eine ganz normale alte Frau, der man in der U-Bahn seinen Sitzplatz überlässt.

Als ich „Nacktbadestrand“ ausgelesen hatte, habe ich festgestellt, dass es mich zwar nicht angeheizt, aber sehr fröhlich gestimmt hat. Wenn der Sexleben im Alter so ist, dann freue ich mich aufs Alt werden. Ich bewundere auch die Stärke von Frau Vavrik ganz gradlinig zu ihren Bedürfnissen zu stehen. Literarisch hat die ehemalige Buchhändlerin solide gearbeitet, nur ganz, ganz selten wirkt der Roman hölzern.

Ein anderes Buch, dass mich auch nicht anheizt, ist „Shades of Grey“. Nur stimmt es mich nicht fröhlich, sondern macht mich wirklich wütend. Müssen Frauen immer einen Mann retten wollen? Sind Hubschrauber sexy? Wie alt darf muss man werden, dass einem die schleimige Schmachterei nicht mehr gefällt?

Ich habe es – wie versprochen- trotzdem gelesen, um herauszufinden, was diesen Bestseller ausmacht.

Darüber nächste Woche mehr.