Bombay – Mumbai

Wie der geneigte Blogleser weiß, kann ich an indischen Bücher schwer vorbeigehen und meist wird die herb enttäuscht, wie von „Gottes kleiner Krieger“ . Aber in letzter Zeit gab es auch zwei Bücher, die mich sehr erfreut haben.

Der weisse Tiger

Zum einen „The white Tiger“ von Aravind Adiga. Das Werk hat den Man Booker Prize gewonnen und die Bookerprize Empfehlungen nehme ich gerne ernst. Das ist eine sauber gemachte, extrem unterhaltsame Geschichte eines Emporkömmlings aus dem Dorf, der die Chance bekommt in Mumbai als Fahrer eines wichtigen Mannes zu arbeiten, den er dann tötet und sich mit dessen Geld in Bangalore selbständig macht. Für ein Erstlingswerk ist es in erstaunlicher Qualität geschrieben.

Bombay, Maximum City

Dazu passt das zweite Buch, das ich im Moment lese: „Bombay, Maximum City“ von Suketu Mehta. Es scheint fast so, als wäre das Buch die Recherchegrundlage für den weißen Tiger gewesen. Es ist eine fette Reportage über die wahnsinnige indische Metropole. Ich bin zwar noch nicht einmal bei der Hälfte, doch das Buch hat mich so dermaßen gefangen. Wenn ich darin lese, meine ich die Luftverschmutzung, die Bedrohung, die Lust dieser Stadt zu spüren. Der Autor hat es als heimkehrender Auslandsinder geschrieben, um sich seiner Geburtstadt wieder anzunähern und hat es nicht gescheut in all die dunklen Ecken und Untergründe der Stadt zu blicken. Bandengangster beschreiben ihm Auftragsmorde, Polizisten ihm Foltermethoden und Tötungsverfahren und Unternehmer tun auf feinen Party so, als ob sie noch niemals mit Erpressung und Schutzgeldzahlungen zu tun gehabt haben, um den Autor später im Stillen zu fragen, wo sie denn eine Pistole her bekommen könnten. Junge Mädchen träumen vom Film und arbeiten als Tänzerin, erfolgreiche Geschäftsleute entscheiden sich für ein Leben in Armut, andere setzen sich an Dubai ab, wenn ihnen Bombay kurzfristig zu heiß wird. Man versteht vor welchen Hintergrund die Anschläge, wie sie kürzlich auf das Taj und das Oberroi Hotel stattgefunden haben, situiert sind. Die beiden Hotels stehen für den absoluten Luxus. Wenn ein Inder dort essen geht, so hat er es geschafft, so gehört er dazu.

Interessant ist, dass beide Autoren im Westen studiert haben und erst von dieser Perspektive über ihr Land schreiben. Für beide Werke kann ich nur die wärmste Empfehlung aussprechen.

Erstveröffentlichung 2009